Schloss Peles – Sommerhaus des Rumänischen Königs
Ende des 19. Jahrhunderts machte König Carol I von Rumänien Urlaub in der Gegend des heutigen Sinaia. Er fand die Landschaft so schön, dass er noch vor Ort entschieden haben soll, hier ein Schloss zu errichten. Gesagt und getan – im Jahre 1883 wurde das Schloss Peleș offiziell eingeweiht und diente der Königsfamilie bis 1947 als Sommerresidenz.
Warum nur bis dahin? Gab es ab Mitte des 20. Jahrhunderts keinen Grund mehr, die warmen Sommermonate auf dem Land zu verbringen? Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Monarchie Rumäniens zu Gunsten des Kommunismus gestürzt und der Landbesitz ging in die Hände des Staates über.
Erst nach der Revolution von 1989 und dem Sturz des Diktators Ceaușescu wurde das Schloss an die Erben der ehemaligen Monarchen Rumäniens zurückgegeben.
Trivia: Der in Deutschland geborene Karl von Hohenzollern-Sigmaringen war der erste König Rumäniens, nachdem das junge Land 1881 die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erlangte. Sein Amtsname war Carol I.
Wie komme ich dort hin
Eckdaten
Location: hier
Der kleine Ort Sinaia liegt direkt an der Straße zwischen Brasov und Bukarest. Daher bietet sich ein Besuch auf dem Weg zwischen den beiden Städten an.
Entfernungen
- Brasov: 1h00 (50km)
- Bukarest: 1h45 (150km)
Parkplätze sind vor Ort reichlich vorhanden. Mit etwas Glück kann man bis zum Hotel Bastion fahren und sich ein gutes Stück des Fußmarsches bergauf sparen. Das Ticket für 2h kostet uns 8 Lei (1,60€)
Was gibt es hier zu sehen
Das Schloss steht auf einem Hügel am Rande eines Waldes. Vom Parkplatz aus geht es noch einige hundert Meter einer Straße entlang bergauf, bis man zu einer Wiese gelangt. Von hieraus hat man den schönsten Blick aufs Schloss, der auch einige Postkarten ziert.
Für den kleinen Hunger stehen hier auch noch einige Stände bereit. Hier gibt es entweder gegrillten Mais oder Schalen mit saisonalen Beeren. Bei letzterem schlagen auch wir zu und füllen den Vitamin Haushalt wieder auf.
Am Eingang angekommen wird man vor die Qual der Wahl gestellt, in welchem Umfang man den Besuch gestalten möchte. Je nach Zeit, Geldbeutel oder auch dem Interesse an Kunst kann man hier zwischen folgenden Optionen wählen.
Kein Ticket
Ja, tatsächlich ist auch das eine Möglichkeit. Ohne Ticket kann man zwar das Schloss selbst nicht betreten. Allerdings kann man im Garten herumlaufen und die fantastische Fassade eines der schönsten Schlösser Rumäniens anschauen.
Die Kleine Tour: 30 Lei (6€)
Das Grundticket ermöglicht den Zugang zum Erdgeschoss. Im Grunde ist das auch bereits ausreichend, um sich ein Bild von Prunk & Gloria aus Sicht des Rumänischen Königs zu machen.
Die große Tour: 60 Lei (12€)
Die volle Dröhnung. Neben den Zimmern und Sälen des Erdgeschosses erhalt man auch Zugang zu den privaten Gemächern der Königsfamilie im Obergeschoss.
Fotoerlaubnis: 35 Lei (7€)
Wer fotografieren möchte, muss zusätzlich noch mal etwas tiefer in die Tasche greifen. Man bekommt ein Armband umgehängt damit das Personal unterscheiden kann, wer von den Besuchern Fotos machen darf. So wirklich scheint das außer mir allerdings keiner ernst zu nehmen. Mehrfach beobachte ich, wie Leute darauf hingewiesen werden, das Fotografieren oder Filmen zu unterlassen, da sie ja das entsprechende Ticket nicht hätten. Das Handy wird dann exakt solange weg gesteckt, bis der nächste Raum erreicht ist..
Mit dem Eintreten ins Schloss erreicht man die große Empfangshalle. Ein solcher Raum ist immer auch dafür da, den Besucher direkt in Staunen zu versetzen. Das klappt hier auch ausgesprochen gut. Die vielen Balustraden aus Walnussholz und deren detailreiche Verzierungen sind Weltklasse. Besonders eindrucksvoll finde ich einen Treppenaufgang im Obergeschoss, welcher allerdings leider nicht betreten werden darf.
Von hieraus hat man anschließend hat man die Möglichkeit, sich relativ frei innerhalb der zwei Etagen des Schlosses zu bewegen. von den 168 Zimmern ist ein großer Teil entlang der Absperrungen für Touristen begehbar – je nachdem welches Ticket man gekauft hat.
Wir gehen zunächst in die obere Etage. Hier gibt es vorrangig private Bereiche wie Schlafzimmer und ein kleines Theater für Gesangsaufführungen der Königin.
Viele der eindrucksvollen Einrichtungsgegenstände waren Geschenke anderer Adelsgeschlechter und wichtiger Personen aus aller Welt.
Auch bedeutende Künstler jener Zeit haben sich hier verewigt. Für die Dekoration des Theaters mit seinen 60 Sitzplätzen wurde unter Anderen auch der Österreicher Gustav Klimt beauftragt.
Um in das obere Geschoss zu gelangen, folgt man dem roten Teppich einen Treppenaufgang entlang. Diesen Weg möchte ich allerdings nicht im Schummerlicht betrunken gehen. Denn am Wendepunkt des Treppengeländers steht eine kleine Statue, die in ihrer Hand das Licht hält. Und die jagt mir schön schon nüchtern einen Schrecken ein.
Das Erdgeschoss hält hauptsächlich Empfangs- und Schauräume bereit und ist somit eher für offizielle Anlässe gebaut worden. Damit sich Gäste aus den verschiedenen Teilen der Welt auch heimisch und wohl fühlen, wurden Teeräume in verschiedenen Stilen eingerichtet; zum Beispiel maurisch oder türkisch.
Tatsächlich ist die Bezeichnung Schloss Peleș irreführend. Es handelt sich gar nicht um ein Schloss, sondern einen Palast. Denn es gibt keinerlei Verteidigungsanlagen um die adligen Insassen vor Angriffen zu schützen. Stattdessen hat das Gebäude einen repräsentativen Charakter. Soll also den Reichtum und das Kunstverständnis des Königs nach außen darstellen.
Schloss Peleș war das erste seiner Art auf europäischem Gebiet, welches mit elektrischem Strom ausgestattet wurde. Es gibt sogar ein eigenes Wasserkraftwerk, um das Schloss autark zu versorgen.
Außerdem gibt es eine Zentralheizung, um das Brandrisiko durch offene Feuer in den Wohnbereichen zu minimieren. Und das Personal der Königsfamilie freut sich über eine zentrale Staubsaugeranlage.
War noch was?
Wer noch nicht genug hat, kann sich noch das Schloss Pelișor anschauen, welches sich nur wenige hundert Meter nördlich befindet. König Carol I ließ es für seinen Neffen Ferdinand errichten. Da Carol selbst keine (überlebenden) Kinder hatte, übertrug er später die Königswürde an Ferdinand.
Die Reise geht weiter
Unweit vom Schloss Peles nahe der Stadt Brasov (Kronstadt) lässt sich eine sagenumwobene Burg besuchen: Das Schloss Dracula in Bran. Ist zwar heutzutage aufgrund seiner Berühmtheit von Souvenirständen umgeben, dennoch einen Besuch wert.
Vom Schloss Peles ist es nicht mehr weit bis zur Landeshauptstadt Bukarest. Der Kontrast zu den Städten in der historischen Region Siebenbürgen könnte kaum größer sein. Eine sehr spannende und unterschätzte europäische Hauptstadt gefangen zwischen Jugendstil und Sowjetischen Betonklötzern.