Assuan ist vor allem für die vor dem Versinken geretteten Felsentempel von Abu Simbel und die Tempel der Philae Insel bekannt. Doch abseits der Souvenirstände gibt es noch ein weiteres Highlight. Auf der Westseite des Nils ließen sich In der Spätantike koptische Christen nieder und gründeten ein Kloster mitten in der Wüste: Heute bekannt als Simeonskloster.
Die Grundmauern stammen aus dem 6. Jahrhundert, als die Christen das Kloster gründeten. Da sich immer mehr Menschen dem frommen leben in der Wüste verschrieben, wurde das Simeonskloster stetig erweitert. Die großen Bauten des Klosters stammen aus dem 11. Jahrhundert.
Der Heute gängige Name ist auf Simon den Schuhmacher zurückzuführen, einem koptischen Heiligen.
Allerdings sank mit der Ausbreitung des Islam im Morgenland die Bedeutung des Christentums in dieser Region. Christliche Siedlungen und Klöster hatten immer mehr mit Überfällen und Angriffen zu kämpfen, insbesondere durch Beduinenstämme. Schutz wurde seitens des Staates hier draußen nicht mehr gewährt.
Im 13. Jahrhundert konnten die Mönche das Simeonskloster nicht mehr gegen die Belagerungen der Beduinen verteidigen. Sie mussten das Kloster aufgeben und die Flucht ergreifen. Seither ist die Anlage unbewohnt und kann Heute als Ruine in der Wüste besucht werden.
Wie komme ich dorthin
Die Ruine befindet sich nahe der Stadt Assuan auf der Westseite des Nils etwa einen Kilometer vom Ufer entfernt. Von Assuan aus warten jede Menge kleiner Boote auf Touristen, die einen gegen ein kleines Bakshish ans Ostufer des Nils bringen. Von hieraus kann man entweder eine halbe Stunde durch die Wüste spazieren – was allerdings dank der heftigen Sonneneinstrahlung sehr beschwerlich sein kann.
Am Westufer warten aber auch Anwohner auf Touristen. Hier kann man sich auf einem Kamel zum Simeonskloster bringen lassen.
Wir hatten unsere Kamelerfahrung bereits bei den Pyramiden von Gizeh bei Kairo. Daher entscheiden wir uns für eine bequeme und klimatisierte Fahrt mit dem Taxi.
Und das gibt es hier zu sehen
Das Simeonskloster
Das Kloster lässt sich aus vermeintlichen Sicherheitsgründen leider nicht ganz auf eigene Faust besuchen. Vor Ort wird mit ein bewaffneter Wachmann aufgedrängelt. Er spricht kein Englisch und kann daher auch nichts zum Ausflug beitragen. Das wenige Englisch, das er spricht, reicht gerade um mir seine Notwendigkeit nahezulegen. Er deutet auf die Maschinenpistole, die er bei sich trägt, und sagt wiederholt „Sicherheit“. Aha, fühle ich mich gleich viel besser.
Die gesamte Klosterruine ist von einer Ringmauer umgeben, die die Mönche vor überfallen schützen sollte. Dahinter ragt das gut erhaltene und markante Wohngebäude der Mönche hervor, welches von außen wie eine Festung wirkt. Dicke Mauern mit wenigen, kleinen Fensteröffnungen. Somit sollte der Innenraum vor zu viel Sonneneinstrahlung und somit großer Hitze geschützt werden. Typischer Baustil für Häuser in der Wüste. So habe ich es auch in vielen historischen Oasenstädten in Saudi Arabien gesehen.
Das Kloster ist größtenteils aus gebrannten Schlammziegeln vom Nilufer gebaut. Und man erkennt deutlich die Spuren der Witterung der vergangenen Jahrhunderte. Denn dieses Baumaterial muss regelmäßig gewartet werden, damit keine Feuchtigkeit eindringt und die Ziegel beschädigt.
Einige der Bauten sind intakt und man kann die Räume im Inneren erkunden. Das ganze Gelände fühlt sich wie ein großer Abenteuerspielplatz an. Ich klettere an Eingien Stellen auf die Mauern bzw. Türme und bestaune den Ausblick in die schier endlose Wüste. Das muss ich aber meist heimlich machen, da mir der Wachmann das Klettern sonst untersagt.
Im südlichen Bereich findet man noch die Überreste einer Basilika. Zwar ist von der Dachkonstruktion nicht mehr viel übrig. Man erkennt aber noch Ansätze der aufwändigen Deckenbemalung.
Als ich mich dem Ausgang des Klosters nähere kommt endlich die Frage, auf die ich schon gewartet habe: Bakhsish (Trinkgeld)!
Ein Euro wechselt den Besitzer, dann verzieht er sich endlich. Und auch wir verlassen das beeindruckende Simeonskloster koptischer Christen, mitten in der Wüste Oberägyptens.
Eckdaten
Location: hier
Kosten: 40LE (ca. 2€) für den Eintritt + 350LE (ca. 17€) für das Taxi für bis zu 4 Personen
Dauer: Die Fahrt hierher dauert etwas mehr als 1h. Für den Besuch des Klosters sollte man noch mal 1,5h einplanen
Die Reise geht weiter
Im Süden Assuans stehen an einem Stausee die beeindruckenden Tempel von Abu Simbel. Sie gehören zu Recht zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Ägyptens und sollten unbedingt als Ausflug von Assuan aus besucht werden.
Weiter im Norden liegt die berühmte Stadt Luxor, eine der meist Besuchten Städte Ägyptens. Viele Millionen zieht es jährlich hierher um das Tal der Könige zu besuchen. Wer hierher auf dem Weg ist, kann zwischen den Städten Assuan und Luxor noch zwei wenig besuchte, aber genauso beeindruckende Tempel besuchen: Edfu und Kom Ombo.