Luxor und Assuan in Oberägypten gehören zu den wichtigsten Touristenzielen des Landes. Hier findet man die beeindruckendsten Tempelanlagen wie den auf einer Insel im Wasser gelegenen Philae Tempel oder die weltberühmte Totenstadt im Tal der Könige.
Doch auch zwischen diesen touristischen Hochburgen gibt es einiges zu Entdecken. Wer entweder mit dem Boot entlang des Nils zwischen Luxor und Assuan unterwegs ist – oder wie wir mit dem Auto – kann hier zwei wundervolle Tempel fernab touristischer Massen besuchen: Edfu und Kom Ombo.
Wo steht was
Edfu Tempel
Wir starten am frühen Morgen in Luxor und erreichen nach 2h Fahrzeit den Edfu Tempel. Er ist der größte Tempel, der dem Gott Horus gewidmet wurde. Außerdem ist er in einem fabelhaften Zustand. Schon als ich auf die großen Pylone am Haupteingang zulaufe kann ich mir hier richtig gut vorstellen, wie der Tempel zu seiner Blütezeit ausgesehen haben muss.
Der gute Zustand des Tempels liegt sicherlich auch an seinem Alter. Er wurde „erst“ im 3. Jahrhundert v.Chr. gebaut und zählt so zu den jüngeren Baudenkmälern Ägyptens. Zu dieser Zeit herrschten die Ptolemäer über Ägypten – bevor das Land nur wenig später zur Römischen Provinz wurde.
Trivia: Nach dem Tod von Alexander dem Großen wurde sein Reich unter seinen mächtigsten Feldherren aufgeteilt. Die Ptolomäer sind Dynastie, die daraus hervorging und vor allem die Küstennahen Regionen im östlichen Mittelmeerraum beherrschten. Dazu zählte eine Zeit lang auch ganz Ägypten.
Bei unserem Besuch irren wir beinahe allein durch den Komplex. Nur ein paar andere Ägypter stehen neben mir und deuten die riesigen Figuren auf den Pylonen.
Nach dem Haupteingang kommt man auf einen großen Platz, der von einem Säulengang umgeben ist. Die Säulen sind überdacht und ermöglichen auch ein Durchqueren ohne Sonnenbrand. Echt praktisch.
Der gesamte Innenhof war lange Zeit bis zu seiner Wiederentdeckung bis zu den Kapitellen der Säulen mit Sand zugeweht. Das sollte ebenfalls eine Erklärung für seinen guten Zustand sein.
Am Ende des Hofes stehen zwei Statuen von Falken aus Granit. Der Falke ist das Symbol für den Gott Horus. Es gibt Indizien dafür, dass Horus zu Zeiten der ptolemäischen Herrschaft mit deren griechischen Gott Apollon assoziiert wurde. Das mag ein Grund dafür sein, dass der Tempel unter den neuen Herrschern weiter betrieben und nicht zerstört wurde.
Eckdaten
Location: hier – die Fahrzeit mit dem Auto sieht wie folgt aus.
- Von Luxor: 2h
- Von Assuan: 3h
- Von Kom Ombo: 1h30
Kosten: 150 LE (ca. 8€)
Dauer: 1h30
Der Kom Ombo Tempel
Der Kom Ombo Tempel ist auf einer kleinen Anhöhe direkt am Nil gebaut. Man erreicht ihn nach einem kurzen Spaziergang entlang des Ufers vom Parkplatz aus, der Ausblick währenddessen ist schon ein Highlight.
Der Tempel ist noch mal 100 Jahre jünger als der von Edfu, einige Teile stammen aus der Zeit der Herrschaft der Ptolomäer, andere wiederum sind erst in römischer Zeit entstanden. Der Zustand der Bauelemente wie tragender Säulen und Überdachungen ist allerdings weitaus schlechter als noch zuvor in Edfu. Durch die Lage direkt am Nil kam es regelmäßig zu Beschädigungen durch Hochwasser. Erosion und Erdbeben haben hier ihre ebenfalls Spuren hinterlassen. Doch auch der Tempel von Kom Ombo war noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nahezu vollständig unter Wüstensand begraben, wodurch zumindest viele der Inschriften und Malereien geschützt waren.
Der Tempel ist weitaus kleiner als der von Edfu und auch baulich weniger Imposant ausgelegt. Dafür ist er der erste, bei dem ich einige der Wanddekorationen sogar deuten kann. Denn viele der Inschriften befassen sich mit medizinischen Instrumenten und vor allem der Geburt. Bilder von hockenden Frauen, aus denen mit ausgestreckten Armen kleine Kinder rauspurzlen finden man an vielen Stellen des Tempels.
Auch Abbildungen von einem Gebärstuhl wurden identifiziert. Bereits vor mehr als 2.000 Jahren wurde dieser bei den Ägyptern bereits eingesetzt, um die Geburt zu erleichtern. Und die gibt es auch Heute noch!
Die vielen Inschriften zum Thema Geburt sind auch kein reiner Zufall. Denn der Tempel ist neben Horus auch dem Gott Sobek gewidmet. Das ist der Kollege mit einem Krokodilkopf, der unter anderem für Fruchtbarkeit steht. Sobek lässt sich auf den großen Abbildungen leicht ausmachen. Wer findet ihn auf dem folgenden Bild?
Auch den Tempel von Kom Ombo besuchen wir am frühen Nachmittag beinahe völlig allein. Lediglich ein paar Anwohner, die Ihre Dienste als Guide anbieten, laufen noch durch die alten Mauern. Mit anbieten meine ich natürlich aufdrängeln. Denn einer von Ihnen weicht uns nicht mehr von der Seite und fängt an, uns Orte des Tempels zu zeigen und zu erklären.
Eigentlich eine gute Idee, mit Guide erfährt man ja doch mehr, denn Info-Tafeln sucht man hier vergebens. Doch leider spricht er kein Englisch und so versucht er nur auf Arabisch uns aufzuschlauen. Manchmal guckt er auch nachfragend, ob wir seine letzten Ausführungen denn auch verstanden hätten oder es noch Fragen gäbe..
Eckdaten
Location: hier – Fahrzeiten mit dem Auto wie folgt.
- Von Assuan: 1h
- Von Edfu: 1h30
- Von Luxor: 3h
Kosten: 110LE (ca. 5,50€)
Dauer: der Tempel ist klein, ca. 1h sollte für den Besuch reichen.
Die Reise geht weiter
Von Assuan aus lässt sich mitten in der Wüste die Ruine eines verlassenen Klosters koptischer Christen besuchen: das Simeonskloster. Nur wenige Touristen verirren sich hierher und das macht den Besuch umso eindrucksvoller.
Conny
Lieber Peter
Dein Blog ist super! Vielen Dank dafür. Ich reise mit meinem Mann Ende April nach Luxor und dann nach Assuan. In welchem Jahr warst du dort? Kann man einfach vom Hotel ein Taxi buchen lassen oder wie stellt man das an? Gerade die Strecke von Luxor über Edfu nach Assuan ist ja sehr weit und mit zwei Stops. Kannst du mir da ein paar Tipps geben? Wie könnte man evtl. auch einen guten Guide finden?
Ganz herzlichen Dank für deine Ratschläge undTipps.
Lieber Gruss
Conny
Peter
Hallo, entschuldige die späte Antwort.
Wir waren im April 2019 in Ägypten – denke die Infos sollten soweit noch aktuell sein!
Taxis braucht ihr nicht suchen – die suchen euch 🙂
Im Ernst, schaut euch auf der Straße wenn ihr z.B. unterwegs zum Abendbrot seid um nach einem sympathischen Fahrer, der einigermaßen Englisch spricht (manche sogar Deutsch) und dessen Auto bequem ausschaut. So bekommt ihr die besten Preise. Dann tauscht ihr Nummern für WhatsApp aus, so haben wir das immer gemacht.
Alternativ organisiert das auch gern euer Hotel für euch – das wird dann aber immer etwas teurer sein.
Die Strecke von Luxor über Edfu (und Kom Ombo) nach Assuan ist in der Tat recht lang und auch ein ganztägiger Ausflug – lohnt sich aber in jedem Fall. Auf Taxi mit guter Klimaanlage achten..
Grüße und schöne Reise
Peter
Alisa
Hallo Peter,
Dein Blog war für unsere Reise Ende Februar/Anfang März 2024 sehr hilfreich.
Zwischenzeitlich wurden die Eintritspreise stark erhöht. Für den Tempel in Edfu zahlt man aktuell 300 LE und für Kom Ombo 360 LE pro Person.
Liebe Grüße
Alisa