Assuan war die südlichste befestigte Stadt der alten Ägyptischen Reiche. Flussaufwärts liegen die sogenannten Katarakte – also Stromschnelle, die den Nil nahezu unbefahrbar machen. Das ist auch der Grund, warum alle Nilkreuzfahrten für Touristen in Assuan enden.
Assuan war in der Antike dennoch von großer Bedeutung für die Pharaonen. In der näheren Umgebung gibt es viele Steinbrüche, aus denen das Baumaterial für die Tempel und Paläste gewonnen wurde. Mittels Feluken wurden sie anschließend den Nil abwärts etwa nach Theben transportiert. Auch die großen Obelisken, die so beeindruckend den Eingang des Luxor Tempel (und den Place de la Concorde in Paris) zieren stammen aus Assuan.
Was liegt wo
Meine Unterkunft: Mövenpick Resort Aswan
Das Mövenpick Hotel liegt auf Elephantine, der größten Insel auf dem Nil bei Assuan. Hier ist es schön ruhig, vom Verkehr und Staub der Stadt bekommt man hier nicht viel mit. Um auf die Insel zu gelangen gibt es einen regelmäßigen und kostenlosen Fährtransfer, der vom Hotel organisiert ist. Auf der Insel ist auch ein nubisches Dorf außerhalb des Hotelgeländes mit tollen Restaurants, um dem langweiligen Hotelrestaurant zu entfliehen.
Denn das Hotel besticht ausschließlich mit seiner Lage und der fantastischen Aussicht auf den Nil. Die Küche ist, wie ich es eigentlich auch erwartet hätte, ein Graus. Das Frühstücksbuffet entspricht dem einer lieblosen Großküche, der Kaffee steht ewig in Thermoskannen und schmeckt nur noch bitter.
Sehenswürdigkeiten in und um Assuan
Die Stadt Assuan selbst ist eigentlich nicht sehr sehenswert. Lediglich den Basar empfand ich als wirklich angenehm zum Schlendern – das ist bei den aufdringlichen Ägyptern nicht ganz selbstverständlich. Hier kaufe ich gleich Kiloweise Gewürze, der Preis für Zimtstangen und Sternanis beträgt nur einen Bruchteil dessen, was im deutschen Markt fällig wäre.
Wirklich spannend ist dann allerdings die nähere Umgebung, die man von Assuan aus erkunden kann. Die meisten Sehenswürdigkeiten sind allerdings weder zu Fuß, noch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Wir entscheiden uns häufig für die bequeme Variante und fahren die Umgebung mit dem Taxi ab, welches wir uns auf der Straße organisieren.
Abu Simbel
Das beste kommt.. zuerst. Denn am ersten Tag in Assuan verlassen wir die Stadt auch direkt wieder und machen uns auf den an die sudanesische Grenze. Dort stehen die Felsentempel von Abu Simbel, welche mich von allen Sehenswürdigkeiten Ägyptens am meisten beeindruckt haben.
Nicht nur, weil die beiden Tempel aus dem Vollen in den Fels geschlagen wurden. Auch die jüngere Geschichte der Anlage ist ebenso spektakulär. Aufgrund eines neuen Staudamms in der Region liefen die Tempel Gefahr zu versinken. In einer spektakulären und in der Dimension nie da gewesenen Rettungsaktion wurden die Tempel in Blöcke zerlegt und an einem sicheren Ort originalgetreu neu aufgebaut.
Eckdaten
Location: hier
Kosten: 200LE (ca. 10€) für den Eintritt + 350LE (ca. 18€) für die Fotoerlaubnis + 80€ für das Taxi von Assuan
Dauer: Mindestens 2h sollte man einplanen
Der Tempel von Philae
Die Tempel von Philae hat mit Abu Simbel viel gemein. Beide mussten zum Schutz vor der Überflutung aufgrund des neuen Stausees bei Assuan an einen höher gelegenen Ort verlegt werden. Dazu wurden sie in hunderte Stücke zersägt, abgetragen und in Sicherheit neu wieder aufgebaut.
Benannt ist der Tempel nach der Insel Philae, auf der er ursprünglich stand. Die Insel liegt Heute allerdings unter Wasser, die Tempel stehen nun auf der Insel Aglikia.
Mit dem Taxi geht es zum Bootsanleger, der etwa 8km südlich von Assuan liegt. Hier schlängeln wir uns vorbei an einigen Souvenirständen. Am Anleger angekommen steht man nun vor der Herausforderung, ein Boot zur Insel ergattern. Nicht, dass es nicht ausreichend Boote geben würde. Das Gegenteil ist der Fall.
Lange Zeit gab es hier unzählige Touristen und entsprechend viele Boote warten auf Gäste. Seit dem arabischen Frühling sind die Besucherzahlen allerdings dramatisch eingebrochen. Daher gleicht es hier beinahe einem Schiffsfriedhof. Ein trauriger Anblick, denn für viele vergammelt hier die Lebensgrundlage. Daher verhandeln wir auch nicht lange und akzeptieren schnell einen definitiv zu hohen Preis.
Die Überfahrt dauert kaum 10 Minuten. Angekommen, müssen wir gleich über mehrere Boote bis zum Ausstieg klettern, da wir nicht in erster Reihe am Steg parken können. Er verspricht uns hier zu warten bis wir wieder da wären und ich frage mich, wie wir uns wohl später wieder finden würden. Denn Boote stehen hier viele. Und auch auf die Gefahr hin, Klischees zu bedienen gebe ich zu: ich kann unseren Fährmann kaum von den vielen anderen wartenden Ägyptern am Steg unterscheiden.
Naja, wird schon schief gehen.
Die Tempelanlage zählt zu den jüngsten, die wir auf unserem Trip durch Ägypten besuchen. Der ursprüngliche Bau stammt etwa aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. und ist damit mindestens 1.000 Jahre Jünger als die Ruinen des alten Theben in Luxor. Damit fällt ihre Errichtung auch in eine Zeit, in der Rom seine Arme auch nach Ägypten ausstreckte.
Mit dem Fall von Kleopatra kurz vor Christi Geburt wurde Ägypten zur römischen Provinz und der Untergang der Altägyptischen Reiche war besiegelt. Doch nicht alles änderte sich. Der Tempel der Philae war der Göttin Isis gewidmet, die auch im antiken Rom als Göttin der Fruchtbarkeit angesehen war. Die Römer führten also den Tempel auf der Insel Philae weiter, erschufen sogar neue Gebäude und dekorierten diese zum Wohlgefallen der lokalen Bevölkerung mit traditionellen ägyptischen Hieroglyphen.
Auffällige Zeugen des römischen Einflusses gibt es einige, wie etwa den Kiosk des Trajan am nördlichen Ufer der kleinen Insel. Er wurde vom römischen Kaiser Trajan Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet.
Eckdaten
Location: hier
Kosten: 150LE (ca. 8€) für den Eintritt + 200LE (ca. 10€) + 200LE (ca. 10€) für die Taxifahrt inkl. Wartezeit
Dauer: Ca. 1h30 auf der Insel und noch mal etwa 1h für An- und Abreise zur Insel
Das Simeonskloster
Assuan ist vor allem für die vor dem Versinken geretteten Felsentempel von Abu Simbel und die Tempel der Philae Insel bekannt. Doch abseits der Souvenirstände gibt es noch ein weiteres Highlight. Auf der Westseite des Nils ließen sich In der Spätantike koptische Christen nieder und gründeten ein Kloster mitten in der Wüste: Heute bekannt als Simeonskloster. Die verlassene Klosterruine ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Eckdaten
Location: hier
Kosten: 40LE (ca. 2€) für den Eintritt + 350LE (ca. 17€) für das Taxi für bis zu 4 Personen
Dauer: Die Fahrt hierher dauert etwas mehr als 1h. Für den Besuch des Klosters sollte man noch mal 1,5h einplanen
Nubische Dörfer
Die Nubier sind ein Volksstamm, der seit der Antike im Wüstenland zwischen Assuan und dem nördlichen Sudan ansässig ist. Zu seiner Zeit waren sie für die übermächtigen ägyptischen Pharaonen vor allem eine Quelle für Sklaverei. Dennoch, oder gerade deshalb, ist ihre Kultur im Großraum von Assuan noch präsent.
Um sich zumindest einen kleinen Eindruck von deren Kultur zu machen, kann man durch eines der nubischen Dörfer flanieren. Mit etwas Glück gerät man auch in einen Plausch mit netten Leuten.
Einige der Dörfer sind von Assuan aus direkt mit dem Boot zu erreichen, für manch andere wird eine kurze Taxifahrt notwendig. Das meistbesuchte Dorf liegt auf der selben Insel wie unser Hotel – Elephantine Island – und ist also nur einen Spaziergang entfernt. Wir entscheiden uns aber für ein anderes Dorf auf dem Westufer des Nils im Anschluss unseres Besuchs des Simeonsklosters in der Wüste.
Wir fahren mit dem Taxi nach Nagel-Gulab, ein lang gestricktes Dorf entlang des Westufers des Nils. Die Straßen sind beinahe leergefegt. Das liegt einerseits an der Mittagshitze, denn weniger verrückte Leute als wir es sind suchen in der Zeit lieber ein schattiges Plätzchen. Andererseits wird dieses Dorf auch nicht so häufig von Reisegruppen angefahren, ist also eher etwas abseits der Route.
Die wenigen Leute die wir antreffen sind ausgesprochen freundlich und starten neugierig eine Unterhaltung. Sicherlich ist ein Besuch dieser Siedlungen weniger extraordinär als Ägyptens antike Stätten. Dennoch ist es eine schöne Abwechslung und liefert auch einen Einblick in das Leben der lokalen Bevölkerung außerhalb der Souvenirstände.
Location: hier
Die Gräber der Noblen
Direkt am Westufer des Nils auf einem Hügel liegen die Gräber der Noblen. Hierbei handelt es sich um eine Nekropole mit vielen kleineren Höhlen entlang des Hügels. Die Grabkammern sind aber nicht gut erhalten, auch diverse Wanddekorationen sind größtenteils der Witterung, Plünderungen und Vandalismus zum Opfer gefallen.
Ein Besuch lohnt aber dennoch, wenn auch nicht vordergründig wegen der Gräber. Denn etwas weiter oben auf dem Hügel findet man einen kleinen Verschlag mit der besten Aussicht über Assuan!
Eckdaten
Location: hier
Kosten: 10LE (ca. 0,50€) für die Fähre je Richtung + 60LE (ca. 3€) für die Gräber. Der Aussichtsturm ist allerdings kostenlos!
Dauer: ca. 1h30 für Gräber und Ausblick. Wer mag bringt Snacks und ein Bier mit und schaut sich hier den Sonnenuntergang an.
Fahrt mit einer Feluke auf dem Nil
Eine Fahrt mit einer Feluke, also einem traditionellen Ägyptischen Segelboot ist definitiv einer der entspanntesten Aktivitäten in Assuan. Daher haben wir uns auch nach einem Boot für einen kleinen Ausflug umgeschaut. Möglichkeiten gibt es hier viele, an jedem Bootsanleger der kleinen Fähren stehen auch Feluken-Kapitäne beratend zur Seite. Wir haben uns für eine mehrstündige Fahrt einmal um die Elephantine Insel, auf der auch unser Hotel steht, entschieden. So dachten wir zumindest..
Denn leider starten wir unsere Tour mitten in einer Flaute. Es weht nur ein laues Lüftchen und wir kommen nicht wirklich vom Fleck. Dennoch gibt unser Bootsführer sein bestes. Er erklärt uns wie Feluken funktionieren und wie gern er auch auf längere Touren geht. Mit den kleinen Booten fährt er Regelmäßig Backpacker von Assuan bis Luxor und umgekehrt.
Und ich kann mir das in dem Moment sehr gut vorstellen. Langsam und gemütlich nur mit der Kraft des Windes über den Nil. Ein Kasten Bier im Gepäckraum. Klingt doch nach einem Plan für den nächsten Besuch!
Eckdaten
Kosten: 250LE (ca. 13€)
Dauer: Eigentlich sollte die Fahrt 3h dauern und uns bis an die Katarakte südlich von Assuan heranführen. Aufgrund der Flaute brechen wir aber schon nach 1h ab.
War noch was?
Am südlichen Rand der Stadt, nahe der Stromschnellen steht das Old Cataract Hotel. Das ist ein Luxushotel aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, welches auf eine Tradition an historisch bedeutenden Gästen zurückschauen kann. Eine davon war auch Agatha Christi, die hier an ihrem Roman „Der Tod auf dem Nil“ schrieb. Der Roman wurde auch unter anderem in diesem Hotel verfilmt.
Auch wenn man Gast eines anderen Hotels ist, kann man sich hier umschauen, den tollen Blick auf den Nil genießen und die durchaus bezahlbare Küche des Hotelrestaurants nutzen.
Location: hier
Die Reise geht weiter
Wer in Richtung Norden nach Luxor unterwegs ist, sollte auf dem Weg dorthin unbedingt die Tempel von Kom-Ombo und Edfu besichtigen. Sie liegen ohne große Umwege auf der Strecke und sind sehr beeindruckende Bauwerke. Außerdem gibt es dort kaum Touristen!