Zu Zeiten der großen Entdecker, die sich ab dem 16. Jahrhundert aufmachten die Welt zu kartografieren gab es viele Versuche die Südspitze der Amerikas zu umschiffen.
Der erste erfolgreiche Durchbruch gelang dem Portugiesen Magalhães, der während der ersten Weltumsegelung im Jahre 1520 eine Passage durch den südamerikanischen Kontinent entdeckte – heute bekannt als Magellanstraße. Sie trennt Feuerland im Norden vom argentinischen Festland.
Ein alternativer Weg wurde fast 100 Jahre später unter englischer Krone von Sir Francis Drake entdeckt. Die Drake-Passage verläuft zwischen dem südamerikanischen und antarktischen Kontinent entlang des Kap Horn im heutigen Chile.
Der Dritte Wasserweg geht letztlich auf den englischen Entdecker Robert FitzRoy zurück. Der 1831 erstmals durchfahrene Beagle Kanal bildet die südliche Grenze der argentinischen Provinz Feuerland und zugleich auch die Landesgrenze zu Chile.
Trivia: Benannt wurde der Kanal nach dem Forschungsschiff HMS Beagle, welches in Südamerika auf kartografischer Mission Unterwegs war. Kapitän war Robert FitzRoy, nachdem auch der womöglich bekannteste Gipfel Argentiniens benannt wurde – der Mount FitzRoy in El Chaltén.
Hier geht es zu meinen Eindrücken aus der Trekkinghauptstadt Argentiniens: El Chaltén
Trivia: Mit an Board des Schiffs war auch Charles Darwin, der als Geologe mitreiste und während der Vermessungsarbeiten Gesteins- und Pflanzenproben sammelte. Im Rahmen dieser Expedition setzte er erstmals Fuß auf die Galapagos Inseln, die ein wesentlicher Bestandteil seiner späteren Theorie über die Entstehung der Arten bilden sollten.
Das beste was man in Ushuaia machen kann ist Ushuaia zu verlassen. Und eine der besten Möglichkeiten dazu bietet eine Fahrt auf dem Beagle Kanal. Mit dem Schiff verlässt man die kaum ansehnliche Stadt und betritt ein artenreiches Biotop. Denn auf den vielen kleinen Inseln im Kanal haben sich über die Jahrhunderte verschiedene Tierarten heimisch gemacht.
Die Touren führen ab Ushuaia westwärts dem Atlantik entgegen. Dabei geht es vorbei an den Felsen der Kormorane, zum Leuchtturm am Ende der Welt mit seinen Seelöwen und Robben bis hin zur Pinguinkolonie auf der Isla Martillo. Dabei fahren die Katamarane dicht an das Ufer der jeweiligen Inseln heran, sodass sich das treiben der Tiere aus der Nähe beobachten lässt (im Falle der Seelöwen heißt es wohl eher: das chillen der Tiere).
Lediglich eine einzige Agentur bietet einem zusätzlich die Möglichkeit, Fuß auf die Pinguininsel zu setzen und einen Spaziergang durch das Wohnzimmer der gut gekleideten Vögel zu unternehmen: Piratour.
Die Touren starten wahlweise am frühen Morgen oder nach dem Mittag und bieten neben der Erkundungsfahrt durch die Fauna des Beagle Kanals auch einen Besuch der nahegelegenen Estancia Haberton – der ersten Farm Feuerlands, die Heute als Forschungszentrum für Meeresbiologie genutzt wird. Der Rückweg nach Ushuaia erfolgt entspannt mit dem Bus.
Die Plätze sind limitiert und daher sollte man die Tour im Vorfeld buchen. Das geht ganz einfach auf deren Webseite: klick.
Der Fels der Kormorane
Mit einem lauten Signal verabschieden wir uns vom Hafen Ushuaias und schlängeln uns durch die großen Expeditionsschiffe hindurch raus auf den Beagle Kanal. Und während ich draußen an Deck stehe um die atemberaubende Landschaft am Ende der Welt zu genießen, peitscht mir wieder dieser eisige Sturm ins Gesicht. Ein unfreiwilliges Peeling aus Sand und kleinen Salzkristallen. Daher verbringe ich den Großteil der Fahrt mit dem Rücken zur Fahrtrichtung und beobachte, wie wir uns langsam von der Zivilisation verabschieden.
Kaum eine halbe Stunde später erreichen wir einen großen Fels inmitten des Kanals, der nahezu vollständig von Kormoranen bevölkert wird. Es ist schier unmöglich zwischen all den Vögeln überhaupt noch Gestein zu entdecken.
Trivia: Der Kormoran war der Vogel des Jahres 2010 in Deutschland
Kormorane sind Fischfresser und haben sich für ihre Beutezüge eine ganz spezielle Technik angeeignet: sie können tauchen! Dabei beobachten sie das Wasser im Gleitflug aus der Luft heraus oder schwimmend auf der Oberfläche. Sobald kleine Fische in Sicht sind, taucht der Vogel ins Wasser hinab. Im Besten Fall (für den Kormoran) hat er beim Auftauchen einen Fisch im Schnabel.
Trivia: Kormorane lassen sich sogar abrichten und können den Menschen beim Fischen unterstützen. Vor allem in Yangshou im Süden Chinas ist das eine verbreitete Tradition.
Trivia: Kormorane sind übrigens die wichtigsten „Produzenten“ des begehrten natürlichen Düngers Guano – einem sehr phosphathaltigen Gemisch aus den Überresten der Fischmahlzeiten.
Die Seelöwen und Robben des Leuchtturms
Ein wenig später erreichen wir eine weitere Ansammlung an kleinen felsigen Inseln. Auf einer steht ein kleiner unbemannter und solarbetriebener Leuchtturm, der Faro Les Éclaireurs. Auf der Nachbarinsel versucht eine Gruppe von Seelöwen und Robben ein entspanntes Nickerchen im Sonnenlicht zu machen.
Der Besuch unseres Katamarans scheint die Tiere nicht weiter zu stören. Alle schlummern entspannt weiter, nur vereinzelt reckt ein Seelöwe seinen Kopf in unsere Richtung um die neue Lage in Ruhe zu inspizieren. Doch sie scheinen alle zu dem Entschluss zu kommen, dass wir keine Bedrohung darstellen. Ihre Augen schließen sich schnell wieder und der Kopf schiebt sich zurück auf das felsige Sofa.
Doch ein wenig Geduld lohnt sich. Fast schon spektakulär wird es nach einigen Minuten, als ein Tier den Versuch wagt, an einen sonnigeren Platz auf der Insel zu gelangen. Mit einer kaum erkennbaren Eleganz bugsiert der Seelöwe seinen behäbigen Körper den Fels nach oben. Und fällt dort angekommen erschöpft direkt wieder in den Schlaf.
Die Pinguine der Isla Martillo
Das Highlight der Fahrt durch den Beagle Kanal ist die Pinguinkolonie auf einer kleinen Insel im Osten des Kanals: der Isla Martillo. Hierbei handelt es sich um eine natürliche Pinguin Brutstätte, die mittlerweile von gleich drei Arten bewohnt wird:
Trivia: Eselspinguine sind mit bis zu 27 km/h die schnellsten Schwimmer unter den Pinguinen!
In kleinen Gruppen geht es nun in Begleitung eines Guides zu einem Spaziergang auf die Insel selbst. Etwa eine Stunde hat man nun Zeit, entlang markierter Wege die Insel zu erkunden und die Pinguine bei ihrem Treiben zu beobachten. Dabei ist es wichtig, die Tiere nicht zu stören und sie auf keinen Fall beim Nestbau, Brüten und Versorgen ihrer Sprösslinge zu hindern. Daher ist täglich nur sechs kleinen Gruppen der Besuch gestattet. So wird sichergestellt, dass der Mensch den Lebensraum der Pinguine nicht nachhaltig verändert.
„Nur gucken, nicht anfassen“
-Veltins
Zunächst besichtigen wir die Nester der Magellanpinguine. Sie bauen zum Schutz vor Fressfeinden Erdlöcher und statten diese mit Gräsern aus, um ihre Eier dort zu legen. In der Regel bleibt das Männchen beim Nest und brütet die Eier aus bzw. kümmert sich um die Jungtiere, während die Weibchen auf Nahrungssuche gehen.
Die Jungtiere sind nach dem Schlüpfen vollständig von einem Flaum bedeckt, der sie vor der Kälte schützt. Sobald sie etwas größer werden und sich darauf vorbereiten, selbst bald ins Wasser auf Nahrungssuche zu gehen, befreien sie sich nach und nach von ihrem Gefieder, sodass das für Pinguine typische Gewand zum Vorschein kommt.
Und um die Weibchen aus der Ferne heraus bei der Nahrungssuche zu unterstützen oder sie zur baldigen Rückkehr zu drängen, verfallen die Männchen an Land in ein hemmungsloses Gequake. Ob das wirklich einen Effekt hat, oder in etwa so hilfreich ist wie das penetrante Hupen im Stau, werden wir wohl nie erfahren.
Wir wurden instruiert etwa 3m Abstand zu den Pinguinen zu wahren. Das ist mitunter allerdings schwierig, da die Tiere durchaus neugierig sind und mit ihrem tollpatschigem Watschelgang auf einen zu kommen. Da muss man auch schonmal den Rückwärtsgang einlegen. Auch respektieren die Pinguine die markierten Wege nicht und bauen teils auch mittendrin ihre Nester – es ist eben ihre Insel.
Einige Meter weiter finden wir die Brutstätte der Eselspinguine. Anders als ihre Magellan-Kollegen bauen sie keine schützenden Erdlöcher für ihre Jungen. Sie sammeln kleine Steine und stellen diese zu oberirdischen Nestern zusammen.
Ein ähnliches Brutverhalten legen die Königspinguine an den Tag. Daher hat sich das einsame Paar, welches seit diesem Jahr auf der Insel wohnt, auch inmitten der Eselspinguine angesiedelt.
Größter Feind der Pinguine ist ein Vogel mit dem eingängigen Namen Chimangokarakara. War schwer zu lesen? Gut, dann schreibe ich es sicherheitshalber noch einmal: Chimangokarakara. Sie nutzen jeden unachtsamen Moment um sowohl Eier, als auch frisch geschlüpfte Jungtiere zu greifen. Kritisch wird es vor allem, während das Pinguinweibchen selbst auf Nahrungssuche geht und das Männchen allein auf die 1-2 Jungtiere aufpassen muss.
Als ich einen Vogel auf der Insel entdecke, der von einem Stein aus die Lage inspiziert, scheint dies kurioser Weise keinen der umherstehenden erwachsenen Pinguine zu stören.
Estancia Haberton
Für den Spaziergang bei den Pinguinen wurden die Teilnehmer des Ausflugs in kleinere Gruppen aufgeteilt, um die brütenden Tiere nicht zu stören. Und während immer nur eine Gruppe auf der Insel sein darf, bekommen die anderen eine Führung durch die Estancia Haberton, der ältesten Farm Feuerlands.
Allerdings wird sie Heute in erster Linie nicht mehr zur Viehzucht genutzt, sondern einerseits als Hotel fernab des Troubles der Stadt. Andererseits wurde hier ein Museum für Meeresbiologie errichtet, in welchem die Skelette verschiedener maritimer Bewohner ausgestellt werden. Vom Pinguin bis zum Wal.
Die Stücke stammen größtenteils von angeschwemmten Kadavern von den Küsten Feuerlands und werden von Biologen für die Ausstellung vor Ort präpariert. Also mittels Chemikalien und akribischer Reinigungsarbeit vom Fleisch befreit. Der Duft ist unbeschreiblich – daher arbeiten die Biologen auch draußen an der frischen Luft.
Auf dem Rückweg nach Ushuaia überqueren wir eine kleine Anhöhe. In dieser exponierten Lage sind die Bäume den Naturgewalten besonders ausgeliefert. Aufgrund der konstant starken Südwest-Winde wachsen hier fast alle Bäume von der Krone an waagerecht!
Ich bin eigentlich kein Freund geführter Touren, doch dieser Trip hat mich wirklich begeistert. Vor allem fand ich die Art der Organisation durch Piratour toll. Durch diesen nachhaltigen Tourismus kann der Lebensraum der Tiere geschützt werden. Definitiv das Beste, was man auf Feuerland machen kann.
Kosten: 165 USD für die Tour inkl. Spaziergang auf der Insel der Pinguine. 40 USD ohne.
Dauer: ca. 6-7 h
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Micha
Was unternimmt die argentinische Regierung gegen den Wildbau von Pinguinen auf Trameplpfaden?
Ein unhaltbarer Zustand ist das. 😀
Micha
… wilden Nestbau …