Babylon gehört wohl zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten des Irak. Der Stadtstaat am Euphrat erwuchs ab 1.800 v.Chr. zu einer der bedeutendsten Hochkulturen der Geschichte. Die durch Wissenschaft und Kultur geprägte Gesellschaft hinterließ auch weit über die grenzen des Zweistromlandes hinaus einen bleibenden Eindruck.
Das Stadtbild Babylons muss für Reisende der damals erschlossenen Welt so imposant gewesen sein, dass es gleich mehrere Bauwerke in die Geschichtsbücher geschafft haben. Zwei davon wurden Teil des ersten Reiseführers der Welt: der Sieben Weltwunder der Antike. Ein weiteres Bauwerk diente als Vorlage für die mythische Erzählung vom babylonischen Sprachengewirr und der Entstehung der Sprachen auf der Welt. Grund genug also, der Ausgrabungsstätte im heutigen Irak einen Besuch abzustatten.
Was liegt wo
Anreise aus Baghdad
In Baghdad muss man zunächst zur Alawi Garage hier.
Dort fahren Sammeltaxis nach Hillah, der modernen Stadt vor den Toren des antiken Babylon.
Die Fahrt nach Hillah dauert ca. 1h und kostet 10.000 IQD (ca. 7€).
Von Hillah geht es mit einem normalen Taxi weiter zum Eingang von Babylon für ca. 5.000 IQD (ca. 3€) je Richtung.
Checkpoints: keine nennenswerten
Anreise (oder Weiterreise nach) aus Karbala
An den Ruinen von Babylon warten Taxis, die für 5.000 IQD (ca. 3€) nach Hillah fahren. Von hieraus fahren Sammeltaxis weiter nach Karbala.
Die Fahrt nach Karbala dauert ca. 1h und kostet 10.000 IQD (ca. 7€).
Checkpoints: keine nennenswerten
Babylon lässt sich also auch sehr gut auf dem Weg von Baghdad nach Karbala (oder auch Najaf) besuchen!
Sehenswürdigkeiten in Babylon
Die Ruinen des Antiken Babylon
Der Erfolg der Babylonier lag auch zu großen Teilen an den Errungenschaften anderer Hochkulturen aus dem Zweistromland. Bereits mehr als 1.000 Jahre zuvor entwickelten die Sumerer die erste Schriftform der Menschheitsgeschichte. Mit einem Schreibgerät wurden in noch weiche Lehmtafeln Striche eingedrückt, die dem lesenden Rückschlüsse auf die Bedeutung erlaubten. Die Striche waren aufgrund der genutzten Werkzeuge Keilförmig, was der Schrift den Namen Keilschrift gab.
Anfangs war die Keilschrift eine Bilderschrift, also individuelle Piktogramme, die eine ganz bestimmte Bedeutung haben. Das hat allerdings den Nachteil, dass man sich all diese vielen individuellen Zeichen merken muss. Erst später entwickelte sich die Schrift weiter und wurde schließlich zu einer Silbenschrift, bei der einzelne Zeichen eben als komplexerer Ton zu lesen sind, der erst in Kombination mit weiteren Silben einen Sinn ergibt. Im Prinzip ist das dann die Urform der bis heute gängigen Alphabetschrift, die nach dem gleichen Prinzip die Zeichen auf einzelne Laute reduziert.
Trivia: die ältesten Schrifttafeln wurden in Uruk am Rande des mesopotamischen Marschlandes nahe der modernen irakischen Stadt Nasariyah gefunden und sind mehr als 5.000 Jahre alt.
Dank der Schrift konnten die Babylonier ein effizientes Verwaltungssystem aufbauen. Gesetze wurden verfasst und genau wie Gerichtsurteile und wissenschaftliche Erkenntnisse auf Tontafeln verewigt. All das wurde in einer der ersten Bibliotheken der Menschheit aufbewahrt, dem Palastarchiv. Das wurde zwar bis heute nicht gefunden, dennoch konnten auf dem Gelände Babylons ausreichend Schriften gefunden werden, um viel über die Geschichte dieser verlorenen Kultur zu lernen.
Auf diese Weise ist die Stadt Babylon zu einer beachtlichen Größe angewachsen. Die Fundamente der Ausgrabungsstätte legen nahe, dass sie als erste Stadt überhaupt mehr als 200.000 Einwohner gezählt haben soll.
Die Sieben Weltwunder der Antike
Solch eine Hochkultur wie die der Babylonier muss ihre Macht natürlich auch durch eindrucksvolle Gebäude verdeutlichen. Das sorgt sicherlich Demut bei der eigenen Bevölkerung und beeindruckt auch schon in der Antike Reisende aus aller Welt.
Griechische Geschichtsschreiber fassten einige der imposantesten Bauwerke ihrer Zeit in einer Art Reiseführer zusammen. Dieser bezog sich vor allem auf Vorderasien und den Mittelmeerraum, da hier während dieser Epoche viele Hochkulturen hervorgingen. Im Lauf der Jahrhunderte wurde diese Liste ständig aktualisiert und erweitert. Das lag zum einen an sich ändernden Reisezielen und Interessen der Geschichtsschreiber. Andererseits wurden über die Jahrhunderte hinweg aber auch neue, weitaus beeindruckendere Gebäude erschaffen – und andere wiederum durch Kriege oder Naturkatastrophen zerstört.
Die älteste bekannte vollständige Auflistung von sieben Weltwundern stammt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und erwähnt alle bis Heute geläufigen Bauwerke:
- Die hängenden Gärten der Seramis in Babylon
- Der Koloss von Rhodos
- Das Grabmal des König Mausolus II.
- Der Leuchtturm von Alexandria
- Die Pyramiden von Gizeh
- Der Tempel der Artemis in Ephesus
- Die Zeus Statue in Olympia
Trivia: Ursprünglich gehörte auch die Stadtmauer Babylons zu dieser Liste. Da sie aber schon in der Antike zerstört wurde, ersetzte man die Mauern durch den Leuchtturm von Alexandria.
Ein weiteres berühmtes Bauwerk der Stadt hat es zwar nicht in die antike Form des Lonely Planet geschafft, es aber im Bereich der Mystik zu großem Aufsehen gebracht.
In Mesopotamien war die Zikkurat zu der Zeit die gängigste Bauform für Sakralbauten. Dabei handelt es sich um eine Art Stufenpyramide. Die Zikkurat der Stadt Babylon muss von solch imposanter Größe gewesen sein, dass sich die Menschen Mythen darüber erzählten. Der Bau sollte bis zum Himmel ragen, was Gott als Versuch der Menschen wahrnahm, sich ihm als ebenbürtig zu stellen. Um dies zu verhindern ließ er die Bauarbeiter plötzlich in verschiedenen Sprachen sprechen, sodass sie fortan nicht mehr miteinander Kommunizieren konnten und der Bau abgebrochen werden musste. So wurden die Sprachen der Welt erschaffen, heißt es. Das sogenannte Babylonische Sprachengewirr soll so der Ursprung der Weltsprachen sein. Davon erzählt das Alte Testament der Bibel beim Turmbau zu Babel.
Heute, mehr als zweitausend Jahre später, lassen sich lediglich die Pyramiden von Giza als letztes der Weltwunder der Antike außerhalb der Stadtgrenzen des modernen Kairo noch bestaunen. Alle anderen Bauwerke sind mittlerweile verloren und leben nur durch die Beschreibungen in antiken Texten weiter.
Babylon wurde zeitweise mit seiner Stadtmauer und den hängenden Gärten gleich zweifach im ersten Reiseführer der Welt aufgeführt. Doch was von dem Prunk blieb sind nur Geschichten und Fundamente begraben im Wüstensand. Denn mit dem Untergang des Alexanderreiches, dessen Hauptstadt Babylon nach der Eroberung durch Alexander dem Großen war, verlor die Stadt zunehmend an Bedeutung und geriet schließlich in Vergessenheit.
Die Stadt zerfiel und die Ruinen der einst so imposanten Bauwerke dieser Hochkultur dienten Anwohnern der Umgebung nunmehr als Baumaterial für ihre Wohnhäuser.
Erst 1811 wurden die Überreste der legendären Stadt wiederentdeckt und systematische Ausgrabungen durch internationale Archäologen begannen. Oder um es mit anderen Worten zu sagen: vermeintliche Schätze wurden im Wüstensand eines damals nicht souveränen Staates entdeckt. Es beginnt ein Wettrennen um eine Art legaler Raubschatzung. Die großen Museen europäischer Hauptstädte buhlten regelrecht um die beeindruckendsten Ausstellungsstücke aus dem exotischen Asien.
So kommt es, dass auch eines der besterhaltenen Artefakte aus Babylon Heute in Deutschland bestaunt werden kann. Das Ishtar Tor wurde ursprünglich von König Nebukadnezar II errichtet und war der prestigevolle Eingang für Besucher der Stadt. Es bestand aus gebrannten Ziegeln, die mit den Reliefs von mystischen Figuren geschmückt waren. Anschließend wurden die Reliefs mit einer goldgelben Farbe glasiert, der Rest der Ziegel in blau.
Der Hauptteil des Tores wurde in einer großangelegte Aktion über die Dauer von 18 Jahren nach Deutschland gebracht und steht Heute im Pergamon Museum in Berlin. Teile des sich an das Tor anschließenden Ganges mit den gleichen Tierreliefs stehen noch Heute in Babylon und man kann nur erahnen, wie spektakulär das Bauwerk einst gewesen sein muss.
Dass man sich das alte Babylon beim Besuch heutzutage so gut vorstellen kann, liegt auch an den Restaurierungsarbeiten, die unter Saddam Hussein ab den 1970er Jahren unternommen wurden. Archäologen konnten die Grundrisse der meisten bedeutsamen Bauten rekonstruieren und Saddam ließ daraufhin die Mauern der mächtigen Paläste wieder in Originalgröße errichten. Dazu wurden größtenteils neue Ziegel gebrannt und originale Teile der Fundamente wieder aufgebaut.
Das hat natürlich den Charme, dass man auch ohne große historische Kenntnisse Babylon genießen kann. Allerdings gab es dafür auch viel Kritik, da bei der Arbeit scheinbar nur wenig Wert auf Authentizität gelegt wurde und eben die Aussagekraft der gefundenen Objekte verfälscht.
Besonders deutlich wird die teils dann doch stümperhafte Arbeit beim Nachbau des Ishtar Tors am Eingangsbereich zur Ausgrabungsstätte. Viel billiger hätte man es kaum machen können. Nicht einmal die Farben ähneln denen, die man in verschiedenen Museen von originalen Objekten aus Babylon kennt. Man hat sich beim bemalen der Reliefs nicht einmal die Mühe gemacht, diese ordentlich abzukleben für einen sauberen Farbübergang.
Eckdaten
Location: hier
Was kostet mich das: 25.000 IQD (ca. 16€)
Dauer des Besuchs: ca. 2h
Wann besuchen: täglich 9h00 – 18h00
Saddam Hussein’s Palast
Durch den idealisierten Wiederaufbau Babylons wollte Saddam Hussein nicht nur den Tourismus im Land fördern, sondern auch sich selbst feiern. Denn in gewisser Hinsicht sah er sich wohl als Nachfolger der Herrscher des mächtigen Babylon. Gestern Nebukadnezar, heute Hussein.
Und daher ist es wohl auch kein Zufall, dass er sich einen prunkvollen Palast direkt am Rande der Ausgrabungsstätte errichten ließ. Der Bau stammt aus den 90ern und nahm viele Jahre in Anspruch. Verwendet wurden nur die feinsten Materialien aus aller Welt und seine Form soll an traditionelle Bauweisen der mesopotamischen Hochkulturen erinnern.
Gewohnt hat Saddam in seinem Palast den Erzählungen nach aber wohl nie. Er kam lediglich einige Male vorbei, um den Baufortschritt zu begutachten und Geschenke an die Arbeiter zu verteilen. Eine einzige Nacht soll er hier verbracht haben.
Während der Besatzung des Irak nutzten US Soldaten den Palast als Stützpunkt. Die dicken Wände bieten Schutz und dank der erhabenen Lage hat man einen guten Ausblick über das Flache Areal.
Seit dem Abzug der Truppen ist der Palast verlassen und kann frei besucht werden. Ich fand vor allem die feinen Oberflächen und vielen kunstvoll gearbeiteten Holzvertäfelung an Wänden und Decken absolut beeindruckend. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass sich der Machthaber Hussein hier auch wie ein König gefühlt hat. Also falls er mal da war.
Die unterste Etage ist vollständig geöffnet, der Zugang zu den oberen Etagen allerdings versperrt. Gegen ein kleines Bakshish beim Wachmann öffnet dieser allerdings eine kleine Nebentreppe, über die man auch nach oben gelangt und dann das gesamte Gebäude frei erkunden kann.
Tipp: die US Soldaten hinterließen an den Wänden vielerlei Grüße während ihrer Stationierung im Palast. Warum nicht auch selbst einen Stift mitbringen und sich verewigen auf dem unfreiwilligen Gästebuch des Palastes?
Eckdaten
Location: hier
Was kostet mich das: kostenlos. Ein Trinkgeld beim Wachmann öffnet die Treppe zu den oberen Etagen
Dauer des Besuchs: 1h30
Wann besuchen: offiziell keine Öffnungszeiten, vermutlich nur im Zusammenhang mit dem Besuch Babylon’s geöffnet (täglich 9h00 – 18h00)
Die Reise geht weiter
Wer gern eine weitere beeindruckende Ruinenstadt der Antike in Irak besuchen will, sollte unbedingt nach Hatra fahren. Die sogenannte Königin der Wüste ist eine der beeindruckendsten Ruinenstädte die ich gesehen habe.
Futzipelz
Danke für deinen interessanten Blogpost und Einblick in deine Reise. Der Irak steht auch auf meiner Liste von Orten, die bereisen möchte. Und nach dem Lesen deines Posts …. noch mehr.
Peter
Freut mich. Melde dich gern jeder Zeit, wenn du Fragen hast. Bisher habe ich ja noch nicht viele Einblicke Online stellen können. Doch bei meinem Instagram Profil findest du noch mehr!