Auf dem Gebiet des heutigen Irak befinden sich viele heilige Orte vor allem für schiitische Muslime. Zu den bedeutendsten unter ihnen gehört die zentralirakische Stadt Najaf. In den frühen Zeiten des Islam wurde im angrenzenden Kufa Imam Ali ermordet. Er war einer der ersten Anhänger des Propheten Muhammad und sein langjähriger Wegbegleiter. Er wurde auch Teil der Familie, da er Fatima, die Tochter des Propheten heiratete. Für die Schiiten wurde er zum ersten rechtmäßig Nachfolger Muhammads als Anführer der muslimischen Glaubensgemeinschaft. Für die Sunniten hingegen der vierte Kalif.
Nach der Ermordung von Ali wurde ihm ein Schrein errichtet. Über die Jahrhunderte wurde die wichtige Anbetungsstätte zu einer prunkvollen Grabesmoschee ausgebaut. Über den Schrein erhebt sich heute eine riesige mit Gold überzogene Kuppel, die von weithin sichtbar ist.
Der Schrein bildet Heute das Zentrum der Stadt Najaf und ist auch ihr Wahrzeichen. Tatsächlich ist Najaf daher auch Teil der größten Wallfahrt der Welt. Während des Arba’in besuchen etwa 20 Mio. Menschen die heilige Stadt Karbala um die dort begrabenen Märtyrer zu ehren. Viele starten ihre Pilgerreise mit dem Besuch im Schrein des Imam Ali und legen die Strecke von Najaf nach Karbala anschließend zu Fuß zurück.
Trivia: Das Arba’in ist mit seinen unfassbaren Besucherzahlen die größte Ansammlung von Menschen weltweit. Dieses Großereignis kann nur Dank der vielen freiwilligen Helfer organisiert werden, die vor allem in den Städten Karbala und Najaf aktiv sind.
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Unterkunft
Gut & Günstig:
Yaseen Hotel
Günstiges und sauberes Hotel innerhalb des heiligen Bereiches, nur wenige Schritte vom Schrein entfernt. Ich habe den Tipp von einem bekannten bekommen und das Hotel per WhatsApp gebucht: +964 770 803 1598. Über das Internet leider nicht buchbar.
Ca. 20 USD / Nacht für das Doppelzimmer.
Mittlerer Standard:
Aghnar Hotel
Modernes Hotel am Rand des heiligen Bereiches direkt am Eingang zum Wadi As-Salam. Vom Richtigen Zimmer aus hat man hier sicherlich einen guten Blick auf das endlose Meer an Grabmalen!
Ca. 70 USD / Nacht für ein Doppelzimmer mit Frühstück
Einfach mal gönnen:
Sehr schickes Hotel direkt neben dem Schrein. Freunde von mir haben hier übernachtet und daher war ich auch ab und an mit in der Shisha Lounge in einem der oberen Stockwerte. Hier hat man einen fantastischen Ausblick auf den Schrein (siehe Beitragsbild zu Najaf) und kann dabei kalte Getränke und eine traditionelle Wasserpfeife genießen.
Ca. 100 USD / Nacht für ein Doppelzimmer mit Frühstück
Was liegt wo
Und das kann man hier erleben
Schrein des Imam Ali
Auch für nicht-Muslime ist der Besuch vom Schrein des Imam Ali ein eindrucksvolles Erlebnis. Dafür muss man sich zunächst in den gut bewachten heiligen Bereich begeben. Da es in den frühen 2000er Jahren leider häufiger zu Anschlägen an diesem heiligen Ort kam, wurde der Kern um das Mahnmal herum weitläufig abgeriegelt und kann nur über bestimmte Wachposten betreten werden. Hier erfolgt nur ein kurzes Abtasten und es gibt Scanner für Taschen und Rucksäcke, wie man es auch von Flughäfen kennt. Frauen brauchen ab hier auch einen Tschador, den sie sich hier kostenlos leihen können.
Die Wachposten empfinde ich, wie bereits zuvor in Karbala auch, als sehr entspannt. Das Sicherheitspersonal ist wirklich freundlich und heißt mich in Irak willkommen. Nach der Kontrolle steht man schon mitten in einem riesigen Bazar, der den Schrein umgibt. Hier findet man vorrangig allerlei traditionelle Naschereien aus der Region, durch die man sich probieren kann. Bzw. auch irgendwie muss, denn regelmäßig komme ich auf meinem Weg mit einem der vielen freundlichen Verkäufer ins Gespräch und werde von ihnen eingeladen, ihre Ware zu kosten. Definitiv eine gefährliche Stadt für Diabetiker!
Vor dem Schrein selbst gibt es erneut eine Kontrolle. Hier muss man auch Taschen, Rucksäcke und Schuhe abgeben, sie werden hier kostenfrei verwahrt. Kameras dürfen leider ebenfalls nicht mitgenommen werden. Das Handy darf man zwar behalten – doch ist auch damit das Fotografieren zumindest im Inneren des Schreins nicht wirklich erwünscht. Lediglich auf dem Hof um das Gebäude herum ist das kein Problem und man kommt auch kaum darum herum, mit einigen der vielen neugierigen Irakern Selfies zu machen.
Neben dem Grab von Ali in Najaf gibt es im Irak auch weitere Grabmale schiitischer Imame. Insgesamt befinden sich im Land sechs der elf Grabmale im Glauben der sogenannten Zwölfer Schiiten. Vier weitere sind in Saudi Arabien begraben und einer in Iran.
Der Friedhof Wadi As-Salam
Am Rand des heiligen Bereiches um den Schrein des Imam Ali herum befindet sich ein in vielerlei Hinsicht rekordverdächtiger Friedhof. Das Wadi As Salam (Tal des Friedens) wurde bereits in den frühen Jahren des Islam angelegt und ist seither ein bedeutender Ort zur Bestattung von Muslimen, vor allem aus der schiitischen Strömung. Während der mehr als 1.300 Jahre langen Nutzung wurden hier mehr als 5 Mio. Menschen begraben. Und bis heute finden bis zu 50.000 Menschen jährlich aus vielen Ländern der Welt auf dem Wadi As-Salam ihre letzte Ruhestätte. Das sind immerhin fast 140 Beerdigungen täglich!
Trivia: Während der Invasion des Irak durch die USA wurden hier sogar bis neu 250 Menschen täglich beerdigt.
Den besten Ausblick hat man von den Dächern der vielen Hotels bzw. eines Parkhauses an der angrenzenden Straße. Das Parkhaus ist dabei vermutlich am einfachsten zu begehen, bei den Hotels muss man ja zunächst Fragen, ob man das Dach betreten darf. Doch die Mühe lohnt sich in jedem Fall, denn nur von hier oben kann man die unglaubliche Größe dieses Friedhofs überhaupt einigermaßen erahnen. So weit man das Auge auch schweifen lässt, überall nichts als Grabmale in verschiedenen Formen und Größen. Beeindruckend!
Trivia: Mit seinen Ausmaßen hat es der Wadi As-Salam auch in das Guiness Buch der Weltrekorde geschafft. Aktuell prüft auch die UNESCO, ob der Friedhof teil des Weltkulturerbes werden kann.
Die große Moschee von Kufa
Die Stadt Kufa liegt nur wenige Kilometer nördlich von Najaf. Hier steht eine der ältesten erhaltenen Moscheen der Welt. Die große Moschee von Kufa wurde ursprünglich bereits 638 erbaut. Also zu der Zeit, als der Islam gerade erst entstanden war. Nach ihrer Fertigstellung lebte Imam Ali in der Moschee, bis er hier während des Morgengebetes in der Moschee durch einen Hieb mit einem vergifteten Schwert ermordet wurde.
Imam Ali erhielt nach seinem Tod einen eigenen Schrein, über den heute die prächtige Imam Ali Moschee thront. Die Gräber seiner Familie und wichtiger Wegbegleiter hingegen befinden sich in der Kufa Moschee und werden dort von religiösen Pilgern regelmäßig besucht.
Kufa war schon damals ein wichtiges Zentrum islamischer Kultur und Wissenschaft – kurzweilig sogar die Hauptstadt des Islamischen Reiches. So wurde hier beispielsweise eine der ältesten kaligrafischen Schriftformen des Arabischen Alphabets entwickelt – die Kufische Schrift. Über viele Jahrhunderte hinweg wurde sie vor allem für Monumente und religiöse Abschriften verwendet und prägt daher noch Heute die Dekorationen an vielen Moscheen weltweit.
Auch für den politischen Islam ist Kufa von Bedeutung. In der großen Moschee wurde zum Beispiel die Dynastie der Abbasiden begründet, die mit ihren Festungen, Moscheen und Palästen bis Heute das historische Bild des Irak prägen.