Madeira: Levada Wanderung zum Caldeirão Verde & Caldeirão do Inferno (PR9)
Die Wanderung zum Wasserfall Caldeirão Verde (PR9) ist eine der schönsten auf Madeira. Entlang einer Levada führt sie durch dichten Dschungel. Immer wieder tun sich fantastische Aussichten auf das Gebirge im Norden der Insel auf und man läuft an tollen Wasserfällen vorbei. Wer mag, kann auch noch ein paar Kilometer dran hängen bis zum weniger frequentierten Wasserfall an der Caldeirão Inferno.
Da diese Wanderung so beliebt ist, mache ich mich schon früh am Morgen auf den Weg in der Hoffnung, dem größeren Andrang aus dem Weg zu gehen. Naja, eigentlich ist es sogar noch mitten in der Nacht, denn ich will den Sonnenaufgang auf dem Weg mitnehmen. Es ist nämlich nur ein kurzer Umweg bis zum Miradouro do Guindaste in Faial. Als ich ankomme bin ich ganz allein, es wollte wohl sonst keiner vor 6 Uhr aufstehen im Urlaub.
Trivia: der Wanderweg ist nur ein schmaler Wartungspfad entlang der Levada. Beim Gegenverkehr muss man schon sehr den Bau einziehen, um aneinander vorbeilaufen zu können. Daher lohnt es sich schon dem Ansturm, der wohl ab ca. 10 Uhr beginnt, etwas auszuweichen.
Ich denke, dass dieser einer der schönsten Aussichtspunkte für den Sonnenaufgang ist. Denn hinter den Klippen der Insel beginnt die Morgenröte aufzusteigen und ein kleiner Felsvorsprung wirkt wie eine führende Linie dem Sonnenaufgang entgegen. Bietet sich auf jeden Fall an, dort eine Person auf dem Bild zu positionieren. Dank Fernauslöser, dem 10s Timer und flinken beinen schaffe ich das auch einigermaßen allein.
Übersicht
Entfernung: bis zur Caldeirão Verde sind es knapp 7km. Wer auch zur Caldeirão do Inferno möchte, der muss noch mal 2,5km dran hängen. Das macht also entweder 14km oder 19km für die Gesamtstrecke.
Dauer: 4h für Caldeirão Verde oder ca. 6h wenn man bis zur Caldeirão do Inferno läuft.
Schwierigkeit: Der Großteil der Wanderung bis zur Caldeirão Verde verläuft flach über die ebenen Pfade der Levada, es gibt kaum Höhenmeter zu überwinden. Erst auf dem kurzen Weg zur Caldeirão do Inferno gibt es einen anstrengend Anstieg. Schwierig sind die Tunnel, die mitunter mehrere hundert Meter lang und dunkel sind. Eine Taschenlampe ist also Pflicht (Tipp: die Taschenlampen App vom Handy reicht hier nicht mehr!). Außerdem ragen einige der Wasserfälle auch auf den Weg, man wird mit Sicherheit nass und braucht eine Regenjacke.
Wie komme ich dort hin?
Start ist im Besucherzentrum von Queimadas, einem Waldgebiet im Nordosten der Insel nahe der Stadt Santana. Die Fahrt hierher dauert guter 1h30 und ist wirklich sehenswert. Vor allem das letzte Stück führt durch einen Eukalyptuswald, die ganz wundervoll riecht. Also unbedingt bei offenem Fenster fahren.
Vor Ort gibt es einen größeren Parkplatz direkt am Besucherzentrum. Hier kann man auch noch mal Snacks und Getränke auffüllen – für den Rest der Wanderung wird das nicht mehr möglich sein. Also vorsorgen!
Dann geht es auch schon los entlang der Levada, also dem alten Bewässerungssystem. Der Pfad führt meist entlang der Klippen, mit Berg und Wasserfällen auf der einen, und dem teils steilen Abgrund auf der anderen Seite.
Meist führt der Weg durch einen dichten Wald. Die Äste der Bäume spannen sich wie ein Dach über den Pfad und schützen sogar ein wenig vor dem Regen.
Los geht’s!
Dann geht es auch schon los entlang der Levada, also dem alten Bewässerungssystem. Der Pfad führt meist entlang der Klippen, mit Berg und Wasserfällen auf der einen, und dem teils steilen Abgrund auf der anderen Seite.
Hin und wieder geht es auch durch einen dichten Wald mit krumm gewachsenen Bäumen, die entlang der Levada eine Art Geländer spannen.
Zwar ist der Pfad nach den beiden Wasserfällen Verde und Inferno benannt. Das heißt aber nicht, dass das die einzigen beiden Stellen mit herabfallendem Wasser sind. Mal kleiner mal größer, alle haben eins gemein: sie sind wunderschön im dichten Dschungel Madeiras gelegen. Aufgrund des gewundenen Pfades sieht man die Wasserfälle zwar erst, wenn man direkt davor steht. Doch das Getose des Wassers kann bereits von weitem gehört werden.
Nach ein paar Kilometern tut sich eine Lichtung im Wald auf und es bietet sich ein fantastischer Ausblick über die bergige Landschaft Madeiras. In der Ferne erkennt man sogar noch das Meer. Und eigentlich passt der wolkenverhangene Himmel mit seiner bedrohlichen Kulisse sogar ganz gut zur Wanderung im Gebirge.
Im offenen Gelände hört man aus allen Richtungen das Wasser rauschen. Und egal wohin der Blick wandert, irgendwo ist immer ein Wasserfall. Ich denke an der Stelle kann man schon mal Spoilern: auf Madeira sind Wasserfälle ganz und gar unangefochten die Hauptattraktionen für mich.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Wanderung sind Tunnel. Einige sind zwar kaum 10m lang und durch den Ausgang tritt Licht auf den Pfad. Andere sind aber auch mehrere Hundert Meter lang. Hier ist es beinahe stockduster. Manchmal gibt es kleine Fenster, die zum Hang hin in den Fels gehauen wurden, durch die Licht und frische Luft eindringen. Aber eben auch nur manchmal. Eine gute Taschenlampe ist hier unerlässlich.
Nach knapp 2h erreiche ich das erste Etappenziel: eine Schranke. Denn die letzten Meter zum Wasserfall sind gesperrt. Anscheinend kam es hier 2019 zu einem Erdrutsch, bei dem auch mehrere Touristen verletzt wurden. Unsicher schaue ich mich um, was das denn soll. Denn warum lässt man den Wanderpfad geöffnet, sperrt aber die Hauptattraktion?
Mit dem Gedanken im Kopf entschließe ich mich dazu, die Absperrung einfach zu umgehen. Sie ist wohl nur zu meinem Schutz da, aber kein absolutes Verbot. Oder?
Die Caldeirão Verde ist eine kesselförmige Öffnung im Fels mit einem stielfallenden Wasserfall. Die Umgebenen Felswände sind grün bewachsen, vornehmlich mit immergrünem Farn, der dem Wasserfall wohl auch seinen Namen verleiht. Der Wasserfall selbst ist dank seiner Lage mit Sicherheit einer der schönsten Madeiras. Das Wasser schießt hier von beinahe 100m die Felswand runter, durch den Kessel scheint der Schall von überall zu kommen.
Direkt vor dem Wasserfall sieht man noch den Schutt des letzten Erdrutsches. Und tatsächlich ist die Gefahr von Erdrutschen auf Madeira gerade in der regnerischen Jahreszeit im Winter allgegenwärtig, was ich später während meines Urlaubes noch live miterleben sollte. Es gibt vor allem hier im Kessel kaum Möglichkeiten, auszuweichen. Daher ist vor allem beim Klettern immer etwas Vorsicht geboten und die Schranke war vielleicht doch nicht ganz ohne Grund aufgebaut worden..
Von hieraus geht aus weiter zur Caldeirão Inferno. Also verlasse ich den Kessel Grünes und mache mich wieder auf den Weg. Ab hier wird der Pfad auch anspruchsvoller, in jederlei Hinsicht. Denn zum einen gibt es plötzlich über 200 Höhenmeter, die überwunden werden wollen. Das passiert vor allem über eine elendig lange Treppe. Von meinem Gesicht fließen die Tropfen. Natürlich nur vom Regen, am Schweiß der Anstrengung kann es nicht liegen.
Noch etwas mehr als einer Stunde erreiche ich dann das zweite Ziel der heutigen Wanderung, den Caldeirão do Inferno Wasserfall. Der ist genauso beeindruckend und hoch wie der Verde, führt allerdings diesen Tag etwas weniger Wasser.
Der Weg zurück ist der gleiche wie auch der Hinweg. Nur, dass die anstrengenden Höhenmeter nun eben abwärts führen. Weniger Muskelbrennen, mehr Knieschmerzen – fairer Tausch.
Der Rückweg geht deutlich schneller. Auch, weil ich nicht mehr so viele Fotopausen einlege. Zurück am Besucherzentrum gönne ich mir erst mal einen warmen Kaffee vom Kiosk, denn durch den andauernden Regen bin ich trotz wetterfester Kleidung mittlerweile durchgefroren.
Das war meine Erfahrung bei der Wanderung mit der Nummer PR9 zu den beiden Wasserfallen Caldeirão Verde und Caldeirão do Inferno. Viel Spaß beim nachmachen!
War noch was?
Das Besucherzentrum ist nicht nur Startpunkt der Levada Wanderung, sondern auch ein Waldpark. Hier kann man auf mehreren Pfaden ganz entspannt die einzigartige Pflanzenwelt von Madeira kennenlernen. Da es aber immer noch regnet, halte ich mich hier dieses mal nicht sehr lange auf..
Was ist eine Levada?
Levadas sind Bewässerungskanäle auf der Insel Madeira, die das Wasser aus den Regenreichen Bergen im Norden und Zentrum der Insel ins Flachland zur Landwirtschaft transportieren sollen. Neben den Levadas verlaufen auch immer schmale Wartungswege, die Heute auch hauptsächlich zu touristischen Zwecken genutzt werden und als Wanderrouten dienen.
Denn was den Bau der Levadas einst so erschwerte, freut den Touristen sehr. Sie verlaufen an steilen Klippen und machen das unwegsame Gebirge passierbar. Dabei führen sie durch die dichten dschungelartigen Wälder Madeiras. Viele der Levadas speisen sich aus Wasserfällen, die auch die Wanderungen so interessant machen, wie z.B. bei der Wanderung zu den 25 Fontes (25 Quellen).
Wanderwege sind durchnummeriert und werden mit PR+Nummer gekennzeichnet.