Madeira: Wanderung zum Ponta do São Lourenço am östlichsten Punkt Madeiras (PR8)
Im Osten geht die Sonne auf. Daher geht es Heute zum Sonnenaufgang an den östlichsten Punkt der Insel: zum Ponta de São Lourenço. Wieder einmal klingelt der Wecker mitten in der Nacht und ich mache mich im Dunkeln auf zum Parkplatz am Anfang des Wanderweges. Während der Fahrt merke ich aber, dass die Sterne wieder nicht gut um einen schönen Sonnenaufgang stehen. Denn es nieselt und der Himmel ist wolkenverhangen. Aber nun bin ich bereits wach und unterwegs, ein Abbruch der Aktion ist ausgeschlossen.
Als ich ankomme ist es noch stockduster und nur mithilfe meiner Stirnlampe kann ich mir einen Spot zum Aufbauen meiner Kamera suchen.
Es muss die ganze Nacht geregnet haben, denn der Weg ist komplett matschig. Eigentlich haben meine Wanderschuhe ein gutes Profil, aber schon bald klebt eine dicke, rutschige Schicht Modder an den Solen.
Als ich an einem geeigneten Aussichtspunkt ankomme nieselt es leider immer noch. Auch als die Morgendämmerung endlich einsetzt ist die Wolkendecke noch zu dicht für einen klaren Sonnenaufgang hinter den äußersten Zipfeln Madeiras. Einen schönen Sonnenstern zum Morgen gibt es nicht. Dennoch ist das rote Licht hinter den schroffen, wolkenverhangenen Klippen sehr stimmungsvoll.
Trivia: am Ponta de São Lourenço ist die Chance auf Sonnenschein immer etwas höher. Denn die Wolken bleiben an den Felsen der Inselmitte hängen und regnen sich dort ab. Am östlichen Ende scheint dann wieder die Sonne.
Auf dem Weg runter von meinem Sonnenaufgangs-Spot wird die Sonne doch langsam sichtbar und der Tag beginnt. So langsam kommen auch die ersten Frühaufsteher am Parkplatz an, ich beginne die eigentliche Wanderung zum Ponta de São Lourenço also nicht ganz allein.
Das ist auch kein Wunder, denn die Wanderung entlang der schroffen Küste führt einen zum östlichsten Aussichtspunkt der Insel. Von hieran gibt es nur noch das Meer für einige Tausend Kilometer. Daher ist die Wanderung mit der Nummer PR8 auch eine der beliebtesten der Insel.
Übersicht
Entfernung: etwa 7km Gesamtstrecke
Dauer: Die Wanderung selbst schafft man in 2-3h. Allerdings gibt es viele tolle Aussichtspunkte und ein Café auf dem Weg. Man sollte dafür auch noch mal extra Zeit zum Verweilen einplanen.
Schwierigkeit: Eigentlich ist die PR8 eine sehr einfache Wanderung. Es gibt keine technisch Anspruchsvollen Passagen wie etwa die dunklen Tunnel während der Levada Wanderungen. Auch ist der Weg gut sichtbar und Aussichtspunkte sind ausgeschildert. Die einzige Herausforderung sind ein paar hundert Höhenmeter, die sich aber auf die Gesamtstrecke entspannt verteilen.
Wie komme ich dort hin?
Start der Wanderung ist am Ende der Straße die von Caniçal aus nach Osten führt. Hier kann am Straßenrand kostenlos geparkt werden. Nach Sonnenaufgang gibt es auch Dixi-Klos und einen Kiosk, um sich noch mal mit Proviant auszustatten – oder eben welchen zu entsorgen.
Los geht’s!
Wie der Rest der Insel Madeira, ist auch der Ponta de São Lourenço vulkanischen Ursprungs. Nur mit dem Unterschied, dass hier der dichte, urwaldartige Bewuchs fehlt. Die nackten, scharfkantigen Felsen aus Vulkangestein, die teils senkrecht empor steigen, dominieren hier das Bild und schaffen an vielen Stellen spannende Formationen.
Vor allem an den steilen Klippen kommen die intensiven Farben des Vulkangesteins, wie etwa dem hier rötlichen Tuff so richtig zur Geltung. Man sieht hier auch gut, dass die rötlichen Schichten schon erstarrt waren, als ein Strom aus schwarzem Material diese noch mal senkrecht durchbrochen hatte. Geologen hätten hier sicher ihre Freude an der Analyse.
So langsam kommt auch die Sonne raus und es wird richtig hell. Endlich kann ich diesen Teil der Insel so richtig sehen und bin doch erstaunt, wie grün die Oberfläche bewachsen ist. Es sieht beinahe aus wie in einer Kerrygold Werbung.
Hinter der Wiese liegt der letzte begehbare Hügel, der am Morgen auch Kulisse für den Sonnenaufgang war. Das ist das Ziel der heutigen Etappe!
Am Fuß des Hügels gibt es ein kleines Café. Ein wunderbarer Punkt mit toller Aussicht in Richtung Madeira. Da ich so früh gestartet war hat es allerdings noch nicht geöffnet. Also mache ich mich zunächst auf den Weg zum Aussichtspunkt und komme dann auf dem Rückweg zu einer kleinen Verschnaufpause vorbei.
Tatsächlich ist der letzte Abschnitt wegen Wartungsarbeiten gesperrt. Hier muss man nämlich eine steile Treppe hinauflaufen und die ist in einem wirklich miserablen Zustand. Vor der Treppe steht ein Verbotsschild, welches schon ein Pärchen vor mir vom Weitergehen abgeschreckt hat.
Doch genau wie auf den letzten Metern zur Caldeirão Verde sammle ich auch hier all meine kriminelle Energie zusammen und umgehe die Absperrung.
Der Weg nach oben ist sehr beschwerlich. Die Qualität „Treppenstufen“ rangiert irgendwo zwischen unregelmäßig und nicht mehr existent. Es gibt ein rostiges Stahlseil als Handlauf, an dem man sich hochziehen kann – Tetanus Impfung vorausgesetzt. Es sind auch viele, ausgesprochen viele Stufen bis nach oben. Und plötzlich sind sie da – meine mehr als 30 Lenze machen sich bemerkbar. Ich muss doch tatsächlich mehrfach eine Pause einlegen und so tun, als würde ich den Ausblick genießen. Ich schieße dabei als Alibi ein paar Fotos – möchte ja vor den anderen Wanderern nicht schwach wirken.
Doch der Weg lohnt sich, der Ausblick von oben in alle Richtungen ist echt toll. Es ist auch ein wenig windig, sodass mein schweißgetränktes T-Shit schnell wieder trocknet.
Als ich wieder zurück zum Café komme öffnet es gerade. Ich gönne mir ein kleines Frühstück aus Kaffee und Kuchen und lasse meine Knochen von der Sonne wärmen. In hervorragender Lage zwischen Palmen mit Blick auf Madeira.
Die Halbinsel Ponta de São Lourenço ist ganz und gar anders als die Levada Wanderungen im Inland von Madeira. Die rauen Felsen, die Zeichen des Vulkanismus und die Nähe zum Meer sind eine tolle Abwechslung zum Dschungel und definitiv die Anfahrt an dieses Ende der Insel wert!
War noch was?
Etwas abseits des eigentlichen Wanderweges gibt es noch einen weiteren Aussichtspunkt mit einem Blick entlang der nördlichen Linie der Klippen. Der heißt Ponta do Rosto und man erreicht ihn nach einem kurzen Abstecher mit dem Auto auf dem Rückweg nach Madeira.
Autofahren ist ja generell eine feine Sache und vor allem auf den abwechslungsreichen Straßen Madeiras macht das sehr viel Spaß. Daher nehme ich auch nicht die Schnellstraße zurück nach Funchal und fahre noch ein wenig über die Nebenstraßen durch das Gebirge. Jeder Umweg ist eine Bereicherung, denn immerwieder bieten sich auch tolle Blicke über die Insel wie am Miradouro de Portela.
Markus
Wieder einmal wunderschöne Fotos
Deine Seite anzuschauen tut richtig gut.
Gruß Markus
peatfred
Hey Markus, danke dir!
Freut mich dass es dir hier gefällt. Und vielleicht kommt beim stöbern ja auch das Fernweh.
Gruß, Peter