Top

El Chaltén liegt im Los Glacieres Nationalpark und ist mit kaum mehr als 30 Jahren seit Gründung eine der jüngsten Ortschaften Argentiniens. Einst ein Geheimtipp für den enthusiastischen Trekker auf der Suche nach neuen Herausforderungen abseits der bekannten Pfade Patagoniens gilt die Stadt Heute als Argentiniens Trekking-Hauptstadt.

Das liegt zum einen an der Vielzahl an Möglichkeiten die sich hier bieten. Ob man nur eben für eine Stunde zu einem der nahegelegenen Miradores läuft, eine Tagestour unternimmt oder für mehrere Tage mit dem Zelt durch die wilde Berglandschaft streift. Hier ist für jeden Geschmack und jeden Fitnesstyp der richtige Pfad dabei.

Zum Anderen liegt das an den ikonischen Gipfeln der Granitberge um Chaltén herum: Cerro Torre und Cerro Fitz Roy. Diese Wahrzeichen der Stadt lassen sich fast von jedem Punkt der Stadt aus und während fast jeder Wanderung erblicken.

Schon die Fahrt nach Chaltén ist beeindruckend. Cerro Torre (Mitte) und Fitz Roy (Rechts) im Bild

Hinweis: alle Wanderungen sind kostenlos und können auf eigene Faust unternommen werden. Das Wasser aus den Bächen und Flüssen ist trinkbar, man braucht also keine Unmengen für einen anstrengenden Tag in den Bergen mitschleppen. Lediglich Snacks für den Tag müssen mitgebracht werden, da es unterwegs keine Möglichkeiten gibt, etwas zu kaufen. 

Was liegt wo

Meine Unterkunft: Lo de Guille

Eine kleine und gemütliche Unterkunft in einem ruhigen Teil eines eh schon ruhigen Ortes. In den wenigen Zimmern stehen auch keine Hochbetten, sodass man nach einem langen Tag in den Bergen nicht auch noch zum Schlafen klettern muss. Wunderbar.

Das WiFi ist, wie im ganzen Ort, eine Katastrophe. Nur mit Mühe reicht es, um Nachrichten zu verschicken. Auch scheint die Signalstärke mit zunehmendem Wind merklich abzunehmen.

Laguna de los Tres

Die Laguna de los Tres ist die Hauptattraktion von El Chaltén. Und vielleicht sogar einer der wichtigsten Anlaufpunkte in ganz Patagonien. Denn die Anordnung der drei markantesten Gipfel des Fitz Roy, des Mount Poincenot und dem kleineren Saint-Exupéry, die besonders vom Kraterrand des Bergsees aus zu sehen sind, ist so beeindruckend, dass sie zum Sinnbild des Fernwehs und der Wanderleidenschaft der Anden wurde. Außerdem ziert die Silhouette dieser Bergkette auch das Logo der Outdoormarke Patagonia.

Trivia: Der Fitz Roy wurde nach dem Kapitän des Forschungsschiffes von Charles Darwin benannt. Der Poincenot erhielt seinen Namen von einem französischen Bergsteiger, der sein Leben beim Versuch der Erstbesteigung des Fitz Roy verlor. Und sicherlich lässt sich schon erahnen, wem der Saint-Exupéry seinen Namen zu verdanken hat. Der französische  Schriftsteller war in seiner Leidenschaft als Pilot nämlich Leiter der Luftpost Argentiniens und Pionier der Postflüge nach Patagonien!

Die Laguna de los Tres mit dem Wahrzeichen Patagoniens: dem Fitz Roy

Der Weg bis zum Aussichtspunkt am Bergsee beträgt mindestens 21 km und kann durch einen kurzen Abstecher zu den Piedras Blancas, einem auf dem Berg hängenden Gletscher, um weitere 5 km erweitert werden. Das sollte also den guten Teil des Tages einnehmen. Ich stelle mir also den Wecker auf halb Acht und denke somit noch vor den Massen auf die Strümpfe zu kommen um mir zwischendurch auch ausreichend Zeit zum Fotografieren lassen zu können. Da habe ich aber noch nicht mit dem Tatendrang der anderen Hostelbewohner gerechnet. Denn ab sechs Uhr ist hier jeder auf den Beinen und aufgeregt loszulegen – wissen die denn nicht, dass man im Urlaub auch mal ausschlafen kann?

Aber wer kann es Ihnen verdenken

denn Heute ist der erste Tag seit über einer Woche mit blauem Himmel und der guten Chance, die beliebte Bergkette tatsächlich ohne Wolkenvorhang zu sehen! Da ich nun schon mal wach bin, folge ich dem guten Beispiel der anderen Hostelbewohner und verlasse kurz nach sieben die Unterkunft.

Fitz Roy ich komme

Der Aufstieg beginnt am nördlichen Ende von Chaltén. Und da der Ort in Größe und Bebauung sehr stark an eine Kleingartensiedlung erinnert, braucht man auch kein Taxi zu bemühen um zum Startpunkt zu gelangen. Es reicht, wenn man drei mal aus der Haustür fällt.

Nach etwa 20 Minuten ist der erste Kilometer geschafft und man erreicht den Mirador Rio de las Vueltas. Von hier schaut man in das Tal und sieht den Flusslauf, der sich aus den Gletschern der Region speist.

Mirador Río de las Vueltas

Knappe 2,5 km weiter gabelt sich der Weg für ein kurzes Stück von 1,5 km und man hat die Wahl an der Laguna Capri vorbei zu laufen oder der anderen Richtung zum Mirador Fitz Roy zu folgen. Da es sich bei der Wanderung nicht um einen Rundweg handelt und man an der Gabelung auf dem Rückweg wieder vorbei kommt, ist die Wahl nicht besonders kritisch. Aufgrund der guten Sicht entscheide ich mich zunächst für den Mirador.

Der Ausblick von dort ist fantastisch, denn zum ersten Mal baut sich die Bergkette imposant vor einem auf und man kann erahnen, was einen noch erwartet. Doch leider empfinde das nicht nur ich so. Und auch wenn ich bisher die Wanderung nahezu ungestört vom Geklicke fremder Kameraauslöser war, tummeln sich hier Tourgruppen um für das perfekte Instagram-Foto zu posieren.

Da mir das zu stressig ist, halte ich mich hier nicht lange auf. Doch kaum hundert Meter weiter finde ich eine kahle Stelle in der sonst so bewaldeten Steppe, an der sonst jeder vorbeizulaufen scheint. Ich habe meinen eigenen Mirador, ganz für mich alleine. Und was für einen!

Etwas abseits vom Mirador Fitz Roy

Der Mirador war eigentlich nur der Anfang. Denn für fast den gesamten Weg der fortan kommt hat man das Ziel buchstäblich vor Augen, lediglich der Vordergrund wechselt zwischen den niedrig gewachsenen arktischen Scheinbuchen und karger Steppe.

Nach weiteren zwei Kilometern komme ich an einem Flusslauf vorbei und höre schon von weitem, dass es hier einen kleinen Wasserfall geben muss. Also komme ich kurz vom Weg ab und laufe zum Ufer. Dort schleiche ich mich an zwei Gestalten vorbei, die die Abgeschiedenheit ganz offensichtlich für einen gemütlichen Mittagsschlaf im Freien nutzen, und finde einen Platz um mein Vorhaben aufzubauen: Stativ und Graufilter für eine schöne Langzeitbelichtung am Tag.

Ein versteckter kleiner Wasserfall auf dem Weg zur Laguna de los Tres

Vom Wasserfall aus geht es noch einmal für etwas mehr als drei Kilometer auf relativ flacher Ebene voran, vorbei am Campingplatz Poincenot, bis ich zu einer kleinen Berghütte komme. Diese markiert den Beginn der letzten Etappe, dem einen Kilometer der es mit 420 zu überwindenden Höhenmetern echt in sich hat. Ein Schild am Weg weißt darauf hin, dass man in guter körperlicher Verfassung sein sollte um von hieraus weiterzugehen.

Nachdem ich meine Fitnesslevel bereits in Bariloche so grandios unter Beweis gestellt habe (hier zu lesen) gehe ich also motiviert ans Werk. Der Aufstieg ist sehr unwegsam, es geht hauptsächlich über lose Steine und Geröll und das in der prallen Sonne Patagoniens.

Dennoch hat sich der Weg gelohnt, als ich den Kraterrand aus Geröll, der die Laguna de los Tres umrahmt, nach 40 Minuten endlich erreiche. Was für ein spektakulärer Anblick!

Tatsächlich gibt es dort sogar einen zweiten See, die Laguna Suica direkt daneben.

Die Laguna de los Tres: Aguje Saint-Exupréry (links), Aguje Poincenot (Mitte) und Fitz Roy (rechts)
Die zwei Bergseen: Laguna Suica (links) und die Laguna de los Tres (rechts).

Nach einem sonnigen Mittagsschlaf am Seeufer mache ich mich wieder auf den Weg nach unten. Nach dem Campingplatz kommt der Abzweig zu den Piedras Blancas. Den Umweg von etwas mehr als einer Stunde nehme ich gern in Kauf, denn schon von Weitem konnte man den kleinen aber beeindruckenden Gletscher zwischen den Bergen erkennen. Der Aussichtspunkt ist im Prinzip nur eine kleine Lichtung im Wald, von der aus man aber einen guten Blick auf das Eis hat und sieht, wie sein Schmelzwasser in einen Bergsee abfließt.

Der Gletscher Piedras Blancas auf seinem Weg in den See

Jetzt geht es aber wirklich zurück nach Chaltén, von hieraus sind es noch 10 km bis zum Ausgangspunkt des Weges. Als ich nach insgesamt 26 km endlich wieder im Ort ankomme, brennen mir nicht nur die Fußsohlen – sondern auch die Kehle. Daher geht es ohne Umwege direkt in die erste Bar, denn das Feierabendbier habe ich mir nach dem Tag auf jeden Fall verdient.

Laguna Torre

Die Laguna Torre - spitze Granitberge und schwimmende Eisberge

Mein zweiter Tag in Chaltén führt mich zur Laguna Torre, der zweiten großen Attraktion des Ortes. Da ich am späten Nachmittag mit dem Bus zu meinem nächsten Ziel El Calafate fahre, mache ich mich wieder früh am Morgen auf den Weg. Die Strecke ist bedeutend leichter. Vom Hostel und zurück sind es gerade einmal 20 km und es müssen insgesamt nur 250 Höhenmeter überwunden werden.

Nach 3 km komme ich zum Mirador Torre. Ähnliche wie auf dem Weg zum Fitz Roy ist dies der erste Punkt, an dem man sein Ziel sieht – und es bis zum Schluss nicht mehr aus den Augen verlieren wird. Spektakulär finde ich vor allem die Kulisse aus einem großen Feld toter Bäume mit den Granitfelsen im Hintergrund.

Die Torre hinter einem Wald aus toten Bäumen

Laguna Torre ist ein Kratersee und man kann dem Krater entlang bis fast zum anderen Ende des Sees folgen. nach etwa 2 km erreicht man den Aussichtspunkt Mirador Maestri. Von hieraus hat man nicht nur einen direkten Blick auf die drei Spitzen des Cerro Torre, sondern auch auf die Gletscherzunge, die den See mit Wasser und den vielen schwimmenden Eisbergen füllt.

Die Lagune wird von einem Gletscher gespeist

Es ist das erste Mal, dass ich eine solche massive Platte aus Schnee und Eis aus solcher Nähe sehe und ich bin absolut beeindruckt. Von den abgebrochenen Eisschollen, die sich vom Wind getrieben über den See bewegen. Vom tiefen blau des ewigen Eises. Vom zerklüfteten Rücken des Gletschers und wie man anhand dessen die Wachstumsschübe über die Winterperiode erkennen kann. Fast wie die Jahresringe bei einem Baum.

Mit dem Sand, der auf den Gletscher geweht wird, sieht er aus wie Schlumpfeis mit Zimt. Weißt jemand ob das schmeckt?

Auf dem Weg zurück nach Chaltén habe ich Glück und mir läuft bereits nach wenigen Minuten ein Andenhirsch über den Weg. Dieser lässt sich weder durch mich noch die anderen überraschten Wanderer beirren und sucht ganz entspannt am Wegesrand nach etwas Essbarem. Anschließend läuft er mitten auf den Wanderweg um sich in der Sonne mit dem Cerro Torre im Rücken ablichten zu lassen.

Ein Andenhirsch blockiert den Weg zum Cerro Torre

Kurze Zeit später kreist über mir ein Andenkondor auf der Suche nach Beute. Die mit den Geiern Verwandten Kondore kommen zwar im gesamten Andenraum Südamerikas vor, doch vor allem in Patagonien ist ihre Population noch besonders groß. Mit über drei Metern Flügelspannweite und 15 kg Gewicht zählen sie zu den größten und schwersten Greifvögeln der Welt.

Der Andenkondor: größter Greifvogel der Welt
Sieht hungrig aus

Na dann viel Spaß!

post a comment