Bukhara war einst ein bedeutendes Handelszentrum auf der Seidenstraße und daher seit jeher ein Anziehungspunkt für die Schönen und Reichen der muslimischen Welt.
So ist es nicht verwunderlich, dass sich hier viele der bedeutendsten islamischen Lehrstätten, Pilgerorte und Moscheen des Landes befinden. Oder besser gesagt: befanden. Denn ein großer Teil des kulturellen Erbes fiel den Brandschatzungen durch Genghis Khan, aber auch dem Russischen Bürgerkrieg zum Opfer.
Dennoch ist Bukhara auch Heute noch ein lebendiges Museum mit stillen Zeitzeugen aus den verschiedensten Epochen. Und im Gegensatz zur Altstadt Samarkands, die in großen Zügen durch Nachbauten und touristische Flaniermeilen geprägt ist, konnte in Bukhara viel der originalen Bausubstanz der Geschichte trotzen und renoviert werden. Heute ist die gesamte Altstadt durch die UNESCO als Welterbe anerkannt
Doch warum ist Bukhara eine der heiligsten Städte Usbekistans?
Trivia: Seit 1785 wurde Usbekistan durch das Emirat von Bukhara regiert – bis zur Eingliederung als Usbekische SSR nach der Eroberung durch die Rote Armee 1920.
Wie komme ich dort hin
Mit dem Zug ging es von Samarkand für 81.000 Som in weniger als drei Stunden ganz entspannt nach Bukhara. Naja, nicht ganz: denn der Bahnhof liegt in 15km Entfernung in der kleinen Stadt Kagan. Kaum aus dem Bahnhof gekommen, fühlen wir uns wie auf einem Bazar. Es wird geschrien, wild gestikuliert und um Preise gefeilscht. Doch geht es nicht etwa um getrocknete Früchte oder einen Teppich: die Ware sind wir!
Überwältigt von dem Gemenge und platt von der gnadenlosen Mittagssonne kämpfen wir uns mutig durch die große Traube aggressiver Taxifahrer in der Hoffnung, dass sie schnell das Interesse an uns verlieren.
Wir haben Glück, denn wenige Augenblicke des Ignorierens später begeben sie sich schon wieder in Lauerstellung zum Ausgang des Bahnhofs – bereit für die nächsten Opfer. Lediglich ein Taxifahrer verfolgt uns und bietet uns noch einmal ganz ruhig seine Dienste an. Er macht einen höflichen Eindruck und bringt uns für 25.000 Som zum Hostel in Bukhara.
Was liegt wo
Meine Unterkunft: Dervish Hostel
Eine sehr komfortable und modern eingerichtete Unterkunft im sonst eher rustikalen und runtergewirtschafteten Usbekistan. Sie befindet sich in einem traditionellem Gebäude in einer ruhigen Seitengasse mitten in der historischen Altstadt von Bukhara. Von hier aus können alle Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß besucht werden während man durch die Labyrinth-artigen Gassen schlendert.
Kostet ca. 7€/Nacht im Mehrbettzimmer inkl. Frühstück
Ein Ort zum entspannen
Typisch für zentralasiatische Wohngebäude gibt es auch hier einen Innenhof mit Wasserspiel und Obstbäumen. Ringsherum stehen Sitzecken, wo auch das abwechslungsreiche Frühstück serviert wird – bei mir gab es jeden Morgen etwas anderes, einfach spitze! Außerdem wird automatisch Tee serviert, sobald man sich hier hinsetzt.
Das günstigste Bier der Stadt
ja richtig. Günstige Erfrischungsgetränke sind in Bukhara, der nach Samarkand touristischsten Stadt Usbekistans schwer zu finden. Häufig muss man bis zu 25-30.000 Som auf den Tisch legen um seinen Durst zu löschen. Hier im Hostel werde ich schon für nur 7000 Som, also ca. 0,75€ bedient.
Bukharas Highlights
Der Po-i-Kalon Platz
Der Po-i-Kalon ist ein Komplex islamischer Bauten rund um das älteste Gebäude der Stadt: dem Kalon Minarett. Dabei sind Architektur, Detailreichtum der Ornamente und die Mosaike der einzelnen Gebäude für sich selbst bereits faszinierend. Doch im Ensemble sucht der Platz weltweit seinesgleichen. Im Wesentlichen besteht er aus den drei Gebäuden:
Mit ausreichend Platz für bis zu 12.000 Gläubige gilt sie als eine der größten Moscheen Zentralasiens. Erbaut wurde sie im 15. Jahrhundert an dem Ort, wo 700 Jahre zuvor die Freitagsmoschee stand. Der typisch rechteckige Innenhof ist von einem Arkadengang umgeben, der von den auffälligen Kuppeln überdacht wird. Auf dem Hof bietet der einzelne schattenspendender Baum mit dem dahinterliegenden Hauptportal (Iwan) und dem Kalon Minarett ein hervorragendes Fotomotiv!
Eintritt: 5000 Som
Tipp: Freitag früh ab 8 Uhr pilgern Gläubige zum Gebet in die Moschee. Während dieser Zeit ist der Eintritt frei – auch wenn man nicht aus dem Koran zitieren kann. Aber bitte die Gläubigen nicht stören!
Das Minarett ist das einzige Überbleibsel Bukharas aus der Zeit vor dem 12. Jahrhundert. Er gehörte zur Freitagsmoschee, die ursprünglich auf dem Platz der heutigen Kalon Moschee errichtet war. Als Genghis Khan im Verlauf seiner Eroberungen auch Bukhara einnahm, zerstörte er nahezu die gesamte Stadt und die Beweise ihrer Kultur als Zeichen seiner Macht.
Lediglich das Kalon Minarett soll ihn wohl so sehr beeindruckt haben, dass es als einziges kulturelles Gebäude verschont wurde. Glück gehabt!
Leider konnte man zur Zeit meines Besuches nicht auf das Minarett steigen.
Trivia: während des 18. und 19. Jahrhunderts wurde der Turm auch zum Vollzug der Todesstrafe genutzt. Gefangene wurden einfach von der Spitze geworfen und die Schwerkraft tat ihr Übriges.
Auch Heute noch die wichtigste religiöse Schule Bukharas bleiben die Tore der Mir-i-Arab (Herr der Araber) für Touristen geschlossen. Dennoch gibt es an den Eintrittsportalen immer wieder die Gelegenheit mit den neugierigen Schülern in Kontakt zu kommen.
Trivia: Sie ist die älteste aktive Medrese Zentralasiens mit mehr als 400 Jahren Lehrunterricht und war sogar die einzige Koranschule der gesamten Sowjetunion!
Den besten Ausblick auf den gesamten Komplex erhält man von der Dachterrasse eines kleinen Cafés (Minor Café) gegenüber des Platzes. Hier kostet das Bier zwar 3€ aber es gibt keinen besseren Ort in Bukhara um die Sonnenuntergang zu genießen!
Der Ark von Bukhara
Unweit des Po-i-Kalon befindet sich der Ark von Bukhara. Hierbei handelt es sich um eine Zitadelle, die auf einem etwa 20m hohen künstlichen aufgeschütteten Hügel errichtet wurde. Im Zentrum der Anlage aus dem 5. Jahrhundert Mitte befinden sich Überreste einer kleinen Stadt, die insbesondere als Zuflucht für die High Society der Emirate von Bukhara diente.
Noch bis zur Eroberung der Stadt durch die Rote Armee im Zuge der sowjetischen Expansion im Jahr 1920 war der Ark Sitz des Emirs. Dabei gingen die Bolschewiki nicht gerade zimperlich vor: auf Befehl des Generals wurde die Zitadelle aus der Luft bombardiert und in Brand gesetzt. Auch wenn vieles nach traditioneller Art bereits in Stand gesetzt wurde, ist leider von den Palästen der geschützten Stadt Heute nicht mehr viel zu bestaunen.
Die wenigen erhaltenen Gebäude dienen Heute als Museum, um sich ein Bild über die Zeit im letzten Emirats von Bukhara zu machen. In jedem Fall ist es spektakulär entlang der 20m hohen Mauern zu wandern und die Festung durch das bullige Haupttor zu betreten!
Eintritt: 15.000 Som. Aber Achtung: Locals versuchen sich hier direkt am Eingang als Guide zu verkaufen. Man muss explizit darauf hinweisen, an keiner Führung teilnehmen zu wollen und somit nur den Eintritt zu bezahlen.
Trivia: der General, der die Eroberung (bzw. Zerstörung) der Zitadelle leitete war Mikhail Frunze aus Kirgistan. Zu Ehren seiner militärischen Erfolge war er bis zum Ende der Sowjetunion Namensgeber für seine Heimatstadt: Bis 1991 wurde Bishkek unter dem Namen Frunze im Atlas geführt!
Die Bolo Hauz Moschee
Direkt gegenüber des Arks liegt die Bolo Hauz Moschee. Sie wurde Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut und diente vor allem während der Belagerung durch die Bolschewiki als Freitagsmoschee Bukharas. Damit ist sie eines der jüngeren Gebäude der durch die UNESCO als Weltkulturerbe anerkannten Altstadt. Das lässt sich vor allem im Baustil ablesen, denn fast alle Moscheen der Stadt lehnen sich an den persischen Baustil an. Doch die rechteckigen Innenhöfe und großen mit blauen Mosaiken verzierten Portale sucht man hier vergeblich.
Der Eingangsbereich wird von 20 individuell verzierten hölzernen Säulen getragen. Besonders spektakulär sind die dekorierten Decken des Iwan.
Trivia: vor dem Eingang der Moschee befindet sich ein für die Region typischer öffentlicher Pool, den sogenannten Hauz. Daher hat die Moschee auch ihren Namen.
Das Samaniden Mausoleum
Von der Bolo Hauz Moschee geht es durch einen verlassen wirkenden Teil der Altstadt in den Samidov Park. Hier gibt es einen kleinen Freizeitpark mit renovierungsbedürftigen Attraktionen – um die ich einen großen Bogen mache. Der grüne Park ist eine wirkliche Oase mit seinen vielen Wasserspielen und vor allem: schattenspendenden Bäumen. In der unbarmherzigen Sonne Usbekistans ist das ein wahrer Segen.
Doch das wahre Highlight ist das Mausoleum des Ismail Samani. Es ist neben dem Ark und dem Kalon Minarett einer der wenigen kulturellen Zeugen von der Zeit vor Genghis Khan. Weiterhin ist der Kuppelbau aus dem frühen 10. Jahrhundert vermutlich das erste oberirdische Grab der islamischen Geschichte und eines der wenigen mit architektonischer Verzierung – denn diese ist im Islam eigentlich verboten.
Direkt am Park gelegen ist auch einer der größten Bazare Bukharas. Hier decke ich mich noch mit Walnüssen, Mandeln und getrockneten Aprikosen ein – neben kaltem Bier die besten Snacks um die Hitze zu überstehen. An diversen Ständen finde ich immer wieder kulinarische Erlebnisse, von denen ich absolut keine Ahnung habe, was es sein könnte. Immer eine prima Gelegenheit sich durch das Unbekannte durchzuprobieren!
Chor Minor
Chor Minor war einmal das Pförtnerhaus zu einer mittlerweile zerstörten Medresse aus dem 19. Jahrhundert. Der Name kommt aus dem persischen und steht für „Vier Minarette“ – und tatsächlich besteht der kleine Bau aus vier Türmen mit individuell gestalteten Kuppeln.
Chor-Bakr Nekropole
Mit dem Taxi geht es in die 5km außerhalb des Stadtzentrum gelegene Chor Bakr Nekropole. Es handelt sich um Gedenkkomplex zu Ehren des im 10. Jahrhundert verstorbenen Abu-Bakr-Said, dessen Grab sich einst auf dem Gelände der heutigen Nekropole befand. Da er ein direkter Nachkomme des Propheten Muhammads war, ist der Platz für religiöse Usbeken von großer Bedeutung.
Der Komplex besteht aus einer Moschee mit Versammlungshalle, die von vielen Gräbern wichtiger Scheichs und weiterer religiöser Führer Bukharas umgeben ist
Eintritt: 5.000 Som. Das Taxi sollte nicht mehr als 20.000 Som für Hin- und Rückweg kosten.
Trivia: für muslimische Usbekten ist der Besuch der Chor Bakr Nekropole (und der Shah-i-Zinda Nekropole in Samarkand) Pflicht, bevor sie auf die Hajj nach Mekka aufbrechen dürfen!
Die vielen Medressen und Bazare der Altstadt
Die ganze Altstadt Bukharas ist ein einziges Museum mit Zeitzeugen der verschiedenen Epochen usbekischer Kulturgeschichte. Daher ist schon der Weg zu einer der Hauptattraktionen bereits lohnenswert. Denn hier schlendere ich durch Bazare mit den für die heißen Regionen typischen Kuppeldächer und finde immer wieder wunderschön verzierte Medressen fernab der touristischen Route.
Ein besonderes Highlight ist auch das Café Wishbone nahe des Bazars der Juweliere, welches von der deutschen Künstlerin Gertrud betrieben wird. Hier gibt es Apfelstrudel und Walnuskuchen nach Omas Rezept und als besonderen Gaumenschmaus: richtigen Filterkaffee. Denn diesen Instant-Kaffee kann ich mittlerweile nicht mehr sehen..